Angekommen in Merzouga – Endlich Wüste, aber halt, hier ist ja alles Steinwüste. Unendlich viel Steinwüste. Wo sind denn nun die schönen hohen Sanddünen, mit den Wellen im Sand wie man sie vom Foto kennt?
VW T3 Eisbär goes Sahara Desert 🐪
10 Jahre hatte ich eine wildromantische Vorstellung von der Sahara. Nur Sand mit hohen Dünen, wir ganz alleine und Nachts über uns der glitzernde Sternenhimmel. Ab und zu läuft auch mal ein Dromedar kauend durchs geistige Bild…
Stattdessen kamen wir leicht gestresst, bei 44°C sengender Hitze im Innenraum unseres VW T3, im Wüstendorf Merzouga an… verfolgt von einer Horde Geländewägen der ortsansässigen Campingplatz-Betreiber. Die Veranstalter der unzähligen Dromedar-Touren in die Dünenlandschaft des Erg Chebbi, wollten sich auch noch ihren Anteil an uns sichern. Ob eine Quad Tour, Dünenübernachtung, Berberdorf Besuch, Geländewagen Tour, Fossilien in der Wüste sammeln, und und und…hier ist alles möglich.
Wir wollten allerdings nur unsere Ruhe und auf keinen Fall irgendwelches Touristen Adventure Zeugs und ja, es war das erste Mal seit unserer Ankunft in Marokko, dass ich leicht (untertrieben!) von den vielen Menschen um uns herum, genervt war.
Da sich zu unserer Reise-Zeit noch sehr wenig Leute in die Sahara verirrten, ist jedes noch so kleine Wohnmobil herzlich willkommen. Dazu kommt, dass durch Corona, 2 Jahre so gut wie keine Touristen mehr empfangen werden konnten und erst seit April wieder die Fähren von Spanien nach Marokko pendeln.
Wir haben am Ende die wilde und stille Sahara dann doch noch gefunden, aber zuerst unsere Erfahrungen in Merzouga…
Ankunft in Merzouga
Unsere Ankunft in Merzouga war definitv heiß. Ich glaube nicht, schon jemals so eine Hitze im Fahrzeug erlebt zu haben. Ohne Klima, nur mit einem kleinen 12 V Ventilator, heizte sich auch der weiße Eisbär erbarmungslos auf. Da halfen auch keine offenen Fenster mehr. So langsam überhitzten auch die Handys und unser Navi schaltete sich wegen Übertemperatur ab. Kaum am Stadtrand von Merzouga angekommen, fuhr schon der erste Geländewagen neben unsere Fahrerseite und wollte uns zu seinem Campingplatz mitnehmen. So ging es die gesamte Straße durch den Ort. Keine Zeit um kurz in Ruhe am Straßenrand zu halten, keine Zeit zur Orientierung ohne Karte. Stress. Immer wieder neuer Besuch. Mal mit Geländewagen, mal auf dem Fahrrad oder dem Moped.
Campingplatz „Haven la Chance“
Eigentlich hatten wir 300 Kilometer zuvor den Inhaber des Hotels „Kanz Erremal“ in der Stadt kennengelernt und wollten dort vorbeischauen. Die schönsten Plätze an den Dünen waren aber belegt und so waren wir etwas (wieder untertrieben!) planlos unterwegs. Letztendlich ließen wir uns von Hasan zu einem Campingplatz „abschleppen“. Er voran auf seinem Moped und seinem wehenden orangefarbenen Turban und wir immer hinterher. Übrigens ist Hasan „Der beste Tourguide der Sahara“ (zumindest wirbt er mit diesem verliehenen Prädikat) Und ja, wir hätten es nicht für möglich gehalten, aber der Campingplatz zu dem er uns brachte, war ein Glücksgriff. Nur noch ein Camper war auf dem Platz und stand in der Nähe der Kasbah. Wir hatten die restliche Fläche ganz für uns alleine und konnten direkt an den Dünen übernachten. Nichts störte den Blick auf die Sahara.
Hier waren auch die Anfänge des Erg Chebbi und an uns vorbei liefen die Dromedare und trugen trotz der Jahreszeit viele Touristen (vor allem aus den nahegelegenen Hotels) zum Sonnenauf- und Sonnenuntergang in die Dünen der Sahara.
Der Campingplatz war an ein Hotel angeschlossen (hier in Marokko findet man häufig Hotels, die auch Stellplätze anbieten). Es gab hier einen sehr liebevoll gestalteten schattigen Garten mit Pool der auch die Luft in dieser kleinen Oase angenehm kühl hielt. Da gerade die Datteln auf dem Platz reif wurden, konnte man die Ernte der Dattelpalmen in schwindelerregender Höhe beobachten.
Wir hatten einen ruhigen Abend an der Düne und ein leckeres Abendessen am Pool. Tajine und als Vorspeise bekamen wir kostenlos eine marokkanische Suppe und eine Flasche Wasser. Hasan leistete uns später noch mit Minztee Gesellschaft und erzählte uns von Erlebnissen auf dem Platz und was in der Hauptsaison (also im Winter) so los ist.
Wir hatten schon so tolle Erlebnisse in Marokko. Die blaue Stadt Chefchaouen, Übernachten bei Berberaffen, Camping in der Oase in Meknes und nun die erste Nacht in der Sahara.
Mond und Sterne in der Sahara
Was wir noch nie zuvor gesehen hatten und absolut beeindruckend war, wie der Mond in der Sahara aufgeht. Gegen Mitternacht sahen wir einen sehr hellen Schein hinter der Düne. Wir dachten es wären Lampen, denn es gibt in den hohen Dünen des Erg Chebbi auch Übernachtungen im Zelt. Doch das Licht wurde immer heller und plötzlich stieg der Vollmond auf. Zusammen mit dem Sternenhimmel und den Dünen der Sahara ein ergreifendes Gefühl. Da der Campingplatz zu den Dünen hin, komplett offen war, konnte man vergessen, noch viel Zivilisation in der Nähe zu haben.
Sonnenaufgang in der Sahara
Frühmorgens starteten die Dromedare Richtung Dünen zum Sonnenaufgang. Wir machten uns Kaffee im Bus und zogen mit unserer Decke und den Kaffeetassen bewaffnet, auf die Düne direkt vor unserem Bus um und genossen die aufgehende Sonne. Dieses Licht ist unbeschreiblich, alles wird so sanft und wunderschön. Wir hatten so einen wundervollen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nur hier in Merzouga erlebt.
Im Gegensatz zu der Zagora Erg Chegaga Region ist es in Merzouga im Erg Chebbi tagsüber laut. Man sieht und hört 4×4 Geländewägen auf den Dünen, Touristenmassen ziehen auf Dromedaren vorbei. Quads brummen Richtung Dünen…Abends wird in den nahegelegenen Hotels getrommelt. In der Hauptsaison würde es uns bestimmt nicht hierher nach Merzouga ziehen, zu unserer Reisezeit war es allerdings sehr ruhig und es waren mit uns nur 2 Fahrzeuge auf dem Campingplatz.
Camp Preise Merzouga
Hier kann man durchaus von einer Mischung aus „Glamping“ und Abenteuer sprechen. Der gesamte Platz ist sehr gepflegt. Vom Pool bis zu den Toiletten. In Marokko haben wir nichts vergleichbares mehr erlebt und das zu einem unschlagbaren Preis, denn wir haben 5 € (inkl. Poolbenutzung etc.) bezahlt ( außerhalb der Saison!).
Hasan spricht fließend deutsch und hilft euch bei allen Fragen, Wünschen und Problemen. Vermittelt auch Touren mit Dromedar oder Geländewagen.
Erste Wüstenerfahrung mit 2 WD
Wir wären gerne noch etwas geblieben, aber wollten auch weiter in den Hohen Atlas und nach Zagora in die Nähe des Erg Chegaga. Unsere erste Wüstenerfahrung mit unserem 2 WD VW T3 sollte aber hier in Merzouga stattfinden. Wir fuhren einfach neunzig Grad ab von der Straße über eine Steinpiste zu den ersten hellgelben (und für die örtlichen Verhältnisse) kleinen Dünen mit feinem Sand. Auch die steinigen Pisten bieten schon ein gewisses Abenteuer, nicht weil der Asphalt fehlt, sondern weil auch hier der, zugegeben recht seltene Regen, tiefe Ausschwemmungen hinterlässt in die man droht hineinzustürzen wenn man allzu schnell unterwegs ist.
Also geht es los, irgendeine der unzähligen Spuren wird schon die Richtige sein in Richtung Sand. Eine fette Staubwolke klebt am Heck des übermütig dahinprügelnden VW Bus. Man muss dazu sagen, dass sich die schnelle Fahrt über staubige Pisten recht schnell rächen kann, da sich der aufgewirbelte Staub wie blöd im Motorraum niederschlägt. Glücklicherweise haben wir aus den Erfahrungen der letzten Jahre gelernt und erst kürzlich die Luftansaugung für den Motor wieder wie im Original weit hoch in das Ohr vom Bus gelegt. Durch den TDI Umbau war das jahrelang nicht so und die Ansaugluft wurde direkt aus dem Motorraum gezogen. Das ist natürlich maximal unglücklich, da die Ansaugluft erstens deutlich wärmer ist und zweitens extrem verschmutzt. So war es dann auch mal in Albanien der Fall, dass sich der verstopfte Luftfilter sogar einmal zusammengezogen hatte.
An den Dünen angekommen musste natürlich gleich mal übermütig getestet werden wie weit man mit Straßenluftdruck kommt. Logisch, nicht so weit und nach gefühlt 38 Sekunden Fahrt waren wir das erste Mal eingegraben. Also raus mit der Luft aus den Reifen und weiter geht die Fahrt. Die ersten Sandhügel (Dünen kann man dazu eher nicht sagen 😉 zu befahren war eine großartige Erfahrung und ging mit platten Reifen erstaunlich gut wenn man einen geübten Gasfuß hat und auf viel Drehmoment des Motors zurückgreifen kann.
Gleichzeitig war aber auch die Fahrt auf den Pisten durch die Sahara von Merzouga nach Zagora in diesem Moment mit dem Bulli gestorben und wir wussten, irgendwann müssen wir nochmal mit dem Syncro her 😉 Für uns ging es weiter durch den Hohen Atlas und in Richtung Zagora.
Unsere 4 Erkentnisse über die Wüste, live aus der Sahara 🐪🥵
- Es kann tatsächlich so heiß werden, dass es sich anfühlt, als würden die Wimpern glühen. Wenn man die Augen schließt, fühlt sich die Haut wie verbrannt an. Michi, kannst du mal schauen ob ich Wimpern-Brandspuren unter meinen Augen habe?
- Es gibt die Fata Morgana. Diese Täuschung eines Sees, also einer spiegelnden Wasserfläche in der Wüste wirkt wirklich unglaublich echt. Eigentlich ist es aber ein physikalisches Phänomen und keine Wahrnehmungstäuschung
- Marokkaner tragen keine Sonnenbrille. Anscheinend niemand hier. Hassan hat uns erklärt, dass es irgendwas mit Tränen zu tun hat. Ich hab es nicht so ganz verstanden 🙈 Vielleicht weiß es wer von euch?
- Die Wüste trocknet deine Nase aus. Wir haben uns sagen lassen, dass auch bei Schnupfen die Nase trocken ist. Nehmt am besten Vaseline mit.
Mehr Impressionen aus Merzouga, der Wüste und dem Campingplatz
Unsere genutzten Marokko Reiseführer*
Wir haben uns im Vorfeld mit folgenden Reiseführern auf Marokko vorbereitet.
Morocco Overland ( die Offroad Bibel in englisch) auf deutsch ist der Routenführer von der Pistenkuh gut geeignet und wir können den Marokko Reiseführer aus dem Reise Know-How Verlag auch sehr empfehlen. Wenn ihr das erste Mal in Marokko seid, ist es einfacher vorher schon wichtiges über Land und Leute zu erfahren.
Wir haben uns in Marokko verliebt und sind gespannt, ob es euch auch so geht. Bei Fragen, Tipps oder Anmerkungen könnt ihr gerne kommentieren oder uns eine Mail an kunstwut(at)web.de schreiben. Folgt uns auch gerne auf Instagram und Facebook um bei unseren Reisen und alles rund um unseren VW T3 dabei zu sein.
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