Georgien, was für ein einzigartiges, kleines Land! Freundliche Menschen, tolle Landschaft und mega Lostplaces. Was wollen wir mehr? Ach ja, gutes Essen… auch das gibt es hier! Bald wird es noch einen Beitrag über unsere Route durch Georgien geben, aber erstmal geht es hier um die unzähligen Abandoned Orte und deren Geschichte.
Wenn ihr uns schon länger folgt und unsere Lost Place Reihe im Blick habt, werdet ihr wissen, dass wir nach dem Urbex Codex handeln und keine Plätze, Koordinaten etc. veröffentlichen. Bei Orten und Gebäuden die allerdings bekannt sind und öffentlich zugänglich, machen wir immer eine Ausnahme und geben, den Namen des Gebäudes und des Orts an. Auch hier dieses Sanatorium in Georgien kann ganz einfach gefunden werden und ist ( zumindest aktuell) auch öffentlich zugänglich. Da es wohl bald restauriert wird, ist es allerdings nur noch eine Frage der Zeit, wie lange der Lost Place noch besucht werden kann.
Was erwartet euch im Sanatorium Metallurgist?
Wir beginnen mit dem seit vielen Jahren verlassenen Sanatorium Metallurgist und wie es dort früher war und wie es aktuell vor Ort ist.
Eine kleine Geschichte über die Sanatorien von Tskaltubo.
Wer sich für Lost Places interessiert, wird früher oder später auf Georgien, vor allem auf den Ort Zskaltubo, oder auch Tqaltubo, aufmerksam. Dieser Ort war zu Zeiten der Sowjetunion ein beliebter Kurort mit vielen Thermalbädern.
Zu seinen Hoch-Zeiten gab es hier 22 Sanatorien, die ringförmig um den zentralen Mineralwasserpark von Tskaltubo angeordnet waren, oder sind. Eintausendfünfhundert Menschen wurden hier täglich behandelt. Leicht radioaktive, warme Thermalquellen die gegen Rheuma und Gelenkerkrankungen helfen sollen, waren (und sind heute noch) ziemlich einzigartig auf der Welt. Die amerikanischen Behörden haben diese Radonhaltigen Quellen übrigens als gesundheitsschädlich eingestuft, in Europa wurden sie allerdings schon vor langer Zeit genutzt. Ob man das nun möchte oder nicht, muss wie immer jeder selbst entscheiden.
In der Sowjetunion wollten viele hierher nach Zqaltubo und es gab sogar eine direkte Bahnverbindung von Moskau nach Zqaltubo.
Für jedes Ministerium ein eigenes Sanatorium.
Josef Stalin kam 1931 zu einer Behandlung nach Tskaltubo und war begeistert von diesem Ort. Das Badehaus von Stalins Behandlungen (Badehaus Nr. 6) kann übrigens auch heute noch für ein Bad besucht werden. Es ist vollständig restauriert und in Betrieb.
Er veranlasste, dass für jedes Ministerium ein eigenes Sanatorium gebaut werde. So bekam jede Berufsgruppe ihr eigenes Sanatorium, die auch danach benannt wurden, deshalb gibt es das Sanatorium Geology, Metallurgie etc.
Hier auf Kur gingen allerdings nicht nur die Reichen und Mächtigen, sondern vor allem auch die einfachen Arbeiter. Erholung war damals staatlich verordnet. „Recht auf Erholung“ gab es meist einmal im Jahr und ein verschriebener Kuraufenthalt bei den Mineralwasserquellen in Georgien war etwas besonderes.
Hier wurde nicht nur die Gesundheit behandelt, sondern die Erholung war auch auf Kultur, Bildung etc. angelegt. Eben alles um die sowjetische Gesinnung zu erhalten.
Verfall der Sanatorien.
Mit dem Zerfall der UDSSR, wurden auch die Sanatorien dem Verfall preisgegeben. Durch den Krieg in Abchasien (Anfang der 90er Jahre), kamen 250.000 Binnenflüchtlinge und davon lebten zeitweise 10.000 in den verlassenen Sanatorien.
Das einzige restaurierte Sanatorium (warum man dort bei einem Aufenthalt übernachten sollte).
Bisher ist nur ein Sanatorium in Tskaltubo restauriert worden und als Hotel bewohnbar. Das Besondere daran ist, dass nur 2 von den 3 Flügeln restauriert wurden. Der nicht restaurierte Teil kann nur besucht werden, wenn man auch dort übernachtet. Ganz billig ist es hier nicht ( im Juli 2024 kostete eine Nacht für uns beide 98 €), aber dafür ist es auch sehr einzigartig. Wenn ihr dort übernachten möchtet, dann könnt ihr euren Aufenthalt hier buchen: Spa Resort Tskaltubo*
Dieser Zustand wird sich aber die nächsten Jahre ändern, denn der Tourismus soll wieder in der Stadt Einzug halten und so sind viele der verfallenen LostPlaces neuerdings verkauft worden und mit Metallzäunen umgeben, da sie die nächsten Jahre renoviert werden sollen. Wer also noch den ursprünglichen Zustand sehen möchte, der sollte sich beeilen.

Früher im Sanatorium Metalurgist.
Wie der Name des Sanatoriums Metalurgist (auch bekannt als Metallurgy oder Metalurg oder Metallurgist) erzählt, waren hier in früheren Zeiten die Metall- und Hüttenarbeiter, sowie deren Angehörige zur Kur.
1945 wurde der Bau des Sanatoriums in bester Lage, am südwestlichen Hang genehmigt. Das Gebäude „Metallurg“ im neoklassizistischen Stil, wurde am 1.Juli 1956 eröffnet.
Die Haupturlauber im Sanatorium Metallurg, waren Metallarbeiter und deren Angehörige.
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Bis zum Ende der UDSSR war Tskaltubo ein sehr beliebter und bekannter Kurort, danach wurde auch dieses Sanatorium dem Verfall preisgegeben. aber nicht ganz! Denn im Vergleich zu vielen der anderen Lost Places in Zskaltubo, wurde hier von den nachfolgenden Bewohnern darauf geachtet, einiges noch zu erhalten…
32 Jahre wohnen im Abandoned Sanatorium
Ich weiß nicht wie viele von euch, schon von Abchasien gehört haben. Es ist ein Teil von Georgien, möchte aber seit 1994 als eigener Staat anerkannt werden. Nach Beginn des Krieges kam es in Abchasien zu ethnischen Säuberungen und Vertreibungen. 250.000 Binnenflüchtlinge kamen nach Georgien (darunter auch 200.000 Georgier). Knapp 10.000 unter ihnen, fanden ein neues Zuhause in einem der 22 verlassenen Sanatorien in Tsqaltubo. Aus einer Anfangs geringen Übergangszeit wurden schlussendlich 32 Jahre.
32 Jahre in denen die Menschen in kleinen Räumen in den Sanatorien leben mussten. Ohne Heizung (außer mit einem Dickbauchofen). Bei einigen Sanatorien wurde der Balkon außen mit Steinen oder Holz verkleidet, damit der Wohnraum etwas größer wurde.
Nach langen Jahren und einigen Plänen der Regierung, Zskaltubo wieder zu seinem alten Glanz zu verhelfen, kommt nun Fahrt in die Sache. Jetzt 2024 sind einige der verlassenen Sanatorien bereits Eingerüstet und Arbeiter sind zugange. Tatsächlich wurden mittlerweile auch Wohnungen gebaut (wie uns noch verliebene Flüchtlinge vor Ort bestätigten) und die meisten Menschen aus Abchasien, sind in diese Wohnungen umgezogen. Vereinzelt leben aber auch jetzt noch Menschen in den Sanatorien. Im Metallurgist ist es so. Dort übernehmen die verbliebenen Bewohner auf wunsch auch eine Führung und wissen sehr gut über das Gebäude und Zskaltubo Bescheid.
Heute im Sanatorium Metalurgist
Vom Eingangstor übrig sind nur noch zwei imposante Steinsäulen. Die Umgebung um das verfallene Sanatorium ist waldreich und zugewachen. Der Weg führt zwischen den Säulen Richtung Haupteingang.
Seit einigen Monaten wird um ein Eintrittsgeld gebeten. 5 Lari pro Person (etwa 1,66 €) haben wir gezahlt. Gehört haben wir, dass Preise zwischen 5 und 40 Lari verlangt werden, je nach Nase. Ob diese Maßnahme nun von dem jetzigen Besitzer kommt oder von den Menschen, die dort noch wohnen… keine Ahnung. Der Preis für den Besuch lohnt sich auf jeden Fall, denn es ist eben eines der besterhaltenen, verlassenen Sanatorien.
Die Eingangshalle ist beeindruckend. Marmor an den Wänden, Parkett auf dem Boden, Stuckarbeiten an den Decken und alles wird von einem gut erhaltenen Kronleuchter in der Mitte der Halle überstrahlt.
Theater, Atrium, Obergeschoss
Läuft man von der Eingangshalle nach links den Gang entlang, findet man dort den Theater-/Ballsaal und die Bibliothek. Im Gegensatz zu den meisten anderen Sanatorien, wurden dieses hier von den Bewohnern sehr gut erhalten. Es gibt sogar noch original Möbel, wie z.B. ein Teil der Stühle im Theater. Man muss natürlich dazu sagen, dass alle Sanatorien im Laufe der Zeit geplündert wurden und sich die örtliche Bevölkerung mit Baumaterial versorgt hat. Hier weniger, mancherorts mehr.
Der Parkettboden ist noch in Teilen vorhanden. Über die Treppe gelangt man zu den oberen Stockwerken. 2024 wohnen nur noch wenige Flüchtlinge aus Abchasien in dem Sanatorium. Die weiteren Stockwerke zu besuchen, ist kein Problem.









In einem der oberen Stockwerke ist der Parkettboden fast noch komplett. In den meisten der anderen verfallenen Sanatorien wurde er zum Heizen verwendet. Wenn man nichts mehr hat, nimmt man dafür eben alles, was man bekommen kann.
Durch die Eingangshalle gelangt man auf die Rückseite des Sanatoriums. Durch den Säulengang gelangt ihr zum Atrium. Der einzelne Baum der aus dem Betonboden wächst, ist mittlerweile abgestorben und steht als Gerippe im leeren, verglasten Raum. Die Verglasung ist zum großen Teil zerbrochen, dennoch hier im Metalurgist, noch besser erhalten, als in den anderen Lost Places.
Die Aufzüge in den Stockwerken sind mit Ornamenten verziert und in den Farben hellblau und rosa ( für Frauen und Männer). Die Flure führen und das haben fast alle Sanatorien gemein, zu den damaligen Zimmern der Gäste mit den Balkons. Meist sind diese Zimmer mit improvisierten Schlössern verriegelt, da sich darin bis vor nicht allzu langer Zeit Geflüchtete eingerichtet hatten. Hier und da baumeln noch Wäscheleinen mit frisch Gewaschenem im Wind.
Der Prunk alter Zeiten, wird hier noch wesentlicher deutlicher, als in manchen anderen Sanatorien von Zskaltubo.
Wir haben viele der Sanatorien besucht und jedes hat seinen eigenen Reiz. Hier und da finden sich noch teilweise zurückgebliebene medizinische Ausstattung, in einem anderen läuft seit Jahrzehnten in einer Dusche das Wasser aus einem Rohr und überflutet den Raum bis es seinen Weg nach außen findet. Demnächst wird es auch darüber hier Beiträge geben, also bleibt dran. Diese findet ihr wie immer hier–> Lost Places Europa
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