Von Griechenland kommend Richtung Georgien, wollten wir unbedingt noch in der Türkei die Stone Road (Tas Yolu) fahren. Dafür haben wir gerne einen Umweg in Kauf genommen, denn eigentlich sollte unser nächstes Ziel die D915 sein. Aber ist ja nur um eine Woche verschoben und so schauen wir jetzt in den Abgrund des Canyons und fragen uns, was verdammt wir hier eigentlich machen?!
Aber langsam, erstmal von vorne.
Wo befindet sich die Stone Road?
Der Karanlik Canyon, auch bekannt als „Dunkler Canyon“, ist ein beeindruckendes Naturwunder im Munzur-Gebirge in der Türkei und befindet sich in der Provinz Erzincan. Die spektakuläre, teilweise 450 Meter tiefe Schlucht erstreckt sich über mehrere Kilometer und bietet atemberaubende Ausblicke auf steile Felswände und tief eingeschnittene Täler. Der Tas Yolu, was übersetzt „Steinweg“ bedeutet, ist ein historischer Pfad durch den Canyon und versetzt euch in vergangene Zeiten zurück. Die Stone Road befindet sich im „dunklen Canyon“ und die 8,7 km lange Strecke teilweise am Abgrund entlang, hat es in sich ( vor allem wenn du keinen kleinen Geländewagen fährst 😉
Früher diente dieser Weg als wichtige Handelsroute welche Dörfer und Städte miteinander verband. Heute ist er ein beliebtes Ziel für Wanderer und Naturliebhaber um die unberührte Schönheit der Region zu erkunden. Entlang des Weges können Besucher seltene Pflanzenarten entdecken und die vielfältige Tierwelt beobachten, die in diesem einzigartigen Ökosystem beheimatet ist. Darunter auch Wölfe, Bären und Steinböcke (wir selbst haben sehr viele gesehen).
Die Geschichte des Karanlik Canyon ist eng mit den Kulturen und Traditionen der Region verbunden und zahlreiche Legenden ranken sich um seine Entstehung.
Durch 38 Tunnel
Es wird schon langsam dunkel bis wir am oberen Startpunkt der legendären Stone Road ankommen. Vor dem ersten Tunnel steht eine beeindruckende Ansammlung von Schildern. Es wird gewarnt vor Steinschlag, unbefestigter Straße, und auch die Breite und Höhe ist angegeben. Nur befahrbar bis 2,20 m Höhe und 1,70 m Breite steht es geschrieben. Wir jedoch sind 2,45 m hoch und knapp 1,90 m breit. Und jetzt?
Von sowas lassen wir uns bestimmt nicht aufhalten und im Notfall haben wir ja genug Werkzeug dabei 😉
Ein paar Meter weiter befindet man sich im ersten von 38 Tunneln. Bis zum 20. Tunnel ist zwar alles beeindruckend, vor allem wenn man sich die Baugeschichte der Straße vor Augen führt, besonders aufregend ist es aber noch nicht. Wir kommen überall gut durch und haben auch genügend Platz. Hier und da würden auch 2 Fahrzeuge nebeneinander passen, aber wir haben um diese Zeit die gesamte Strecke alleine, also alles kein Problem. Wenn es dunkel wird, fährt hier niemand und auch wir versuchen schleunigst auf eine asphaltierte Straße zu gelangen, denn einen Schlafplatz müssen wir ja auch noch suchen.
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Sind die 2,20 m Höhe doch ernst gemeint?
Aber tatsächlich geht es plötzlich nicht mehr so schnell voran. Während wir entlang des steilen unbefestigten Abgrunds balancieren wird auch die Straße plötzlich sehr schmal, aber wir passen gerade noch drauf. Ein Überhang zwingt uns am maximalen Kurvenäußeren zu fahren. Zentimeter für Zentimeter tasten wir uns vor denn es ist schon ganz schön dunkel im Canyon. Für die insgesamt 9 km Länge dauert die Fahrt am Ende ziemlich lange bis wir wieder Asphalt unter den Rädern haben.
Wir fahren noch durch den Ort Kemaliye, welcher witzigerweise aussieht wie ein Schweizer Bergdorf, bis wir einen schönen Übernachtungsplatz direkt am Fluss Euphrat gefunden haben. Die ganze Fahrt dauerte dann doch seine Zeit und durch die Dämmerung haben wir nicht so viel gesehen. Wir lassen den Tag Revue passieren und wollen uns am nächsten Morgen noch die Zeit nehmen um den Dark Canyon und die Tas Yolu langsamer zu befahren und die Gegend zu erkunden.
Übernachtung am Euphrat
Am nächsten Morgen zahlen wir 100 Türkische Lira (ca. 2,70 €) fürs Übernachten auf dem Parkplatz an einen Mann und nach dem Kaffee, machen uns wieder auf den Weg zum Canyon.
9 km, 38 Tunnel und 50 m tiefer Abgrund
Am Eingang des Tunnels entdeckten wir auf der anderen Seite des Canyons viele Steinböcke mit ihren Jungtieren. Sie grasten und sprangen von Stein zu Stein. Was für ein toller Anblick. Der grüne Fluss leuchtete unter uns. Die aufregendsten Stellen des Tas Yolu kommen aus dieser Richtung ziemlich am Anfang der Strecke. Es ist definitiv ein spektakulärer Anblick und wir können bei Licht viel souveräner als am Vorabend entlang fahren.
Was gleich zu Beginn auffällt, ist das deutlich höhere Verkehrsaufkommen. Ab Mittag kommen Wanderer, Ausflugsjeeps und dazu noch die Ausflugsboote, die den Fluss entlang fahren. Ab und an kommt ein Motorradfahrer oder anderer Offroader. Die Türkei ist ein ausgesprochen freundliches Land. Wir werden begrüßt und die Leute freuen sich, dass wir hier sind.
Wie die Fahrt im Karanlik Canyon aussieht, könnt ihr auf unserem Reel bei Instagram sehen:
132 Jahre Bauzeit
Auf dem Rückweg sitzen im Tunnel Familien an den Öffnungen und picknicken. Die Straße ist hier in der Gegend ein besonderer Ort. 132 Jahre wurde an ihr gebaut. Viele Menschen haben dabei ihr Leben verloren, was man auch an den zahlreichen Namensschildern erkennen kann. Nach der sehr langen Bauzeit waren viele Fahrzeuge leider nicht mehr nur 1,70 m breit und 2,20 m hoch, sondern viel größer geworden und passen nun nicht mehr wirklich darauf. Was für eine verrückte Straße.
Mehr Türkei gibt es bald hier –> Türkei Overlanding
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