Es ist ein sonniger Morgen irgendwo zwischen Olivenbäumen und Meeresrauschen. Du wachst auf in deinem Bus, der Kaffee zischt auf dem Gaskocher, die Türen stehen offen. Und dann: ein Strafzettel am Scheibenwischer. 300 Euro.
Was nach einem schlechten Scherz klingt, kann Realität werden: Mit dem neuen Gesetz 5170/2025 hat Griechenland das Campen und selbst das bloße Parken von Wohnmobilen an vielen Orten faktisch unmöglich gemacht. Was steckt hinter der radikalen Entscheidung? Und was bedeutet sie für alle, die individuell reisen im Camper.
Gesetz 5170/2025 – Wenn Parken zur Straftat wird
Seit Januar 2025 gilt in Griechenland ein Gesetz, das vielen Campern die Lust auf eine Reise ans südeuropäische Meer gründlich verdirbt. Das neue Gesetz 5170/2025 verbietet nicht nur das klassische Wildcampen, sondern auch das bloße Parken von Wohnmobilen und Wohnwagen an zahlreichen Orten – darunter Strände, Wälder, archäologische Stätten und sogar viele öffentliche Flächen.
Die Strafen? Bußgelder bis 3.000 Euro. In besonders sensiblen Zonen oder bei Wiederholung drohen sogar Haftstrafen bis zu drei Monaten.
Das Gesetz gibt es schon seit Januar, aber erst jetzt im Mai 2025 wird es vollzogen und ist durch eine vielfach geteilte Petition von griechischen Geschäftsleuten in die europäischen Medien gelangt.
Was ist passiert?
Was als Schutzmaßnahme für Umwelt und Kulturgüter kommuniziert wird, empfinden viele als Angriff auf eine ganze Reiseform. Die griechische Regierung sieht im zunehmenden „wilden Campen“ eine Gefahr – für die Natur, für historische Orte und für den Tourismus in seiner „geregelten“ Form. Wohnmobilisten würden Müll hinterlassen, Feuer entzünden, Parkplätze blockieren – so der Vorwurf.
Leider ist es so, dass viel zu viele sich nicht an einen Kodex halten. Über Apps werden Freistehplätze geteilt und bewertet, über Gruppen wird sich unterwegs verabredet und ein Camp aufgebaut. Leider gibt es noch immer sehr viele Reisende die nicht auf die Natur achten. Ob großes Wohnmobil oder Offroad-Camper, in allen Sparten gibt es Menschen die keine Rücksicht nehmen. Es wurde teilweise eben sehr stark übertrieben.
Es gibt aber eben auch die anderen. Diejenigen die sich umsichtig bewegen, alleine stehen. auf Märkten einkaufen und in Tavernen essen. Die sind jetzt leider die Leidtragenden.
Proteste von Reisenden – und Griechen selbst
Der Widerstand wächst. Nicht nur unter Campern, sondern auch bei Griechen mit Tavernen und Cafes, kleinen Läden in Küstendörfern, die gerade von den unabhängigen Reisenden leben. Denn viele Wohnmobilisten meiden große Campingplätze – nicht aus Geiz, sondern weil sie die Nähe zur Natur, die Stille und das Unterwegssein abseits von Massentourismus suchen.
Eine Petition gegen das Gesetz wurde bereits gestartet, Stimmen aus dem In- und Ausland fordern ein differenzierteres Vorgehen – etwa durch mehr legale Stellplätze, die naturnahes, verantwortungsvolles Reisen ermöglichen.
Kriminalisierung statt Aufklärung?
Das größte Problem des Gesetzes: Es trifft alle. Auch die, die sich an Regeln halten. Die in der Nebensaison unterwegs sind, die keine Spuren hinterlassen, die den Dialog mit der lokalen Bevölkerung suchen. Statt Aufklärung, Müllentsorgungskonzepte und nachhaltige Infrastruktur wird pauschal verboten – ein Rückschritt in Zeiten, in denen europäische Länder über sanften Tourismus und Klimabewusstsein diskutieren.
Wie ist es aktuell in Griechenland?
Man hört sehr unterschiedliche Stimmen und angeblich wurden auch schon Strafen ausgestellt. Definitiv werden bekannte Strandplätze kontrolliert und geräumt. Wie es weiter geht, wird sich die nächsten Wochen zeigen.
In der griechischen Zeitung Kathimerini kam folgender Artikel mit einer Antwort des griechischen Tourismusministeriums.
Hier ein übersetzter Auszug zum Parken in Wohngebieten etc.:
„Darüber hinaus wird in der Bestimmung ausdrücklich erwähnt, dass das Parken auch gemäß den Bestimmungen des Artikels 34 der Straßenverkehrsordnung gestattet ist, der bereits seit 1999 in Kraft ist und weiterhin gilt und besagt:
„…In Wohngebieten ist das Parken von Anhängern, Wohnwagen und Booten für mehr als 24 Stunden am Stück verboten. Diese dürfen auf dafür vorgesehenen, eingezäunten Flächen der jeweiligen Gemeinden oder Kommunen abgestellt werden…….“
Was jetzt?
Für viele bedeutet das Gesetz Planänderung. Wer weiterhin durch Griechenland reisen möchte, sollte:
- nur offizielle Stell- und Campingplätze nutzen
- sich über lokale Regelungen informieren (manche Kommunen gehen strenger vor als andere)
- keine Camping-Aktivitäten außerhalb dieser Plätze zeigen – also keine Tische, Stühle, Markisen auf öffentlichen Flächen ( Das sollte übrigens nie irgendwo gemacht werden!!)
- viele werden alternative Reiseziele erwägen. Doch wird auch das schwierig, denn die Türkei hat eine sehr bebaute Küste und Albanien hat wenig Küste, für die vielen Camper, die jetzt schon das Land überfluten.
Unterschreibe die Petition – für ein respektvolles Reisen
Griechische und internationale Unternehmen sowie Verbände der Campingbranche haben eine Petition gestartet, um gegen diese unverhältnismäßige Regelung vorzugehen. Ihr Ziel: die Rücknahme des Artikels 27, Absatz 2, bis sinnvolle und praktikable Lösungen gefunden sind. Sie fordern:
- Die Aufhebung dieser Regelung, bis vernünftige und nachhaltige Park- und Unterbringungsregeln für Wohnmobile und Wohnwagen festgelegt sind.
- Die Stärkung des Campingtourismus durch eine nationale Strategie, Organisation und Werbung für das Land, sobald die Infrastruktur organisiert ist.
- Erlassung eines klaren Rechtsrahmens zur Unterscheidung zwischen Parken und freiem Campen.
- Einrichtung und Schaffung von speziellen temporären Parkplätzen für Wohnmobile, den so genannten Camper Stops, mit ähnlichen Standards wie in den europäischen Ländern, da in der EU 29.000 Wohnmobile registriert sind.
Du willst Griechenland weiterhin mit dem Camper bereisen? Dann hilf mit! Die Petition braucht jede Stimme – denn je größer der Druck, desto wahrscheinlicher, dass diese Regelung überdacht
👉 Jetzt Petition unterzeichnen
Hinweis: Beim Unterzeichnen wird ein freiwilliger Beitrag vorgeschlagen – du kannst den Betrag einfach auf 0 setzen. Bestätige aber deine E-Mail, damit deine Stimme zählt.
Fazit:
Was bleibt, ist ein bitterer Beigeschmack. Ein Land, das lange für seine Gastfreundschaft bekannt war, kehrt den unabhängigen Reisenden den Rücken. Leider in einer drastischen und undifferenzierten Form.
Doch noch ist nicht alles verloren. Je mehr Menschen aufstehen, teilen, unterschreiben, desto größer wird der Druck – und desto wahrscheinlicher die Einsicht.
Reisen darf kein Privileg sein – sondern ein Dialog. Zwischen Mensch, Natur und Gesellschaft.
Unsere Reisen findet ihr auch auf Instagram und jetzt ganz aktuell auf unserem Youtube Kanal.
Vielen lieben Dank euch allen!!