Der Wind streicht durch die geöffnete Schiebetür, das Meer vor der Tür, der Laptop steht auf einem wackeligen Campingtisch. Willkommen im Büro mit Aussicht.
Mobiles Arbeiten im Van – das klingt nach Freiheit und Abenteuer. Und ja, das alles ist es auch, aber für jeden ist es nicht geeignet. Wer sich für den Weg ins digitale Nomadentum entscheidet, gewinnt Unabhängigkeit, verliert aber auch die Sicherheit. Was bleibt, ist das Ringen um Balance – zwischen WLAN und Wildnis, Zoom-Call und Wellenrauschen.
Ich habe als Angestellte unterwegs gearbeitet und war auch selbständig. Dauerhaft an einem Ort und auch auf Reisen. Hier in diesem Beitrag erzähle ich euch von meinen Erfahrungen, welche Probleme es unterwegs gibt und eben alles was ihr als digital Nomads wissen solltet.
Was bedeutet digitales Nomadentum im Camper?
Digitale Nomaden sind Menschen, die ortsunabhängig arbeiten. Alles, was sie brauchen: ein Laptop, stabiles Internet und Strom. Manche bleiben in Cafés hängen, andere in Coworking-Spaces am Meer – und manche entscheiden sich bewusst für ein Leben auf vier Rädern. Arbeiten im Camper ist kein Dauerurlaub, sondern Alltag. Einer mit wechselnden Fensterausblicken und dem ständigen Kompromiss zwischen Fokus und Fernweh.
Unterschiede beim Remote-Arbeiten: Arbeiten auf Reisen vs. Slow Travel remote work
Remote zu arbeiten bedeutet nicht automatisch, ständig weiterzufahren. Es gibt große Unterschiede zwischen dem Reisen und arbeiten und dem ortsgebundenen Arbeiten unterwegs. Wer z. B. in Afrika oder in Asien ständig neue Orte ansteuert, steht oft vor logistischen Herausforderungen: unzuverlässiges Netz, unsichere Stromversorgung, kulturelle Umstellungen – alles Faktoren, die den Arbeitsalltag belasten können. Diese Form gleicht einem Balanceakt zwischen Roadtrip und Remote-Job.
Im Gegensatz dazu steht das stationäre Nomadentum: für mehrere Wochen an einem Ort bleiben, eine stabile Infrastruktur aufbauen, vielleicht sogar eine Routine entwickeln. Das bedeutet weniger Abenteuer, aber auch mehr Konzentration. Wer ernsthaft arbeiten will, tut gut daran, zwischen „Reisen“ und „Arbeiten“ klar zu trennen – zumindest phasenweise. Die Freiheit liegt nicht im ständigen Ortswechsel, sondern im selbstbestimmten Rhythmus.
Home-Office ist nicht gleich remote Arbeit
Viele verwechseln Home-Office mit Remote-Arbeit – dabei liegen Welten dazwischen. Home-Office bedeutet: Arbeiten von zu Hause aus, oft mit festen Arbeitszeiten, klaren Vorgaben und einem verlässlichen Umfeld. Remote-Arbeit dagegen ist ortsunabhängig – sie kann im Van stattfinden, in einem Coworking-Space in Lissabon oder in einer Hängematte auf Korsika (sofern das WLAN mitspielt).
Während das Home-Office eher eine Verlängerung des klassischen Bürojobs ist, verlangt Remote-Arbeit ein hohes Maß an Selbstorganisation, Technikverständnis und Disziplin.
Wenn ihr angestellt im Homeoffice seid und trotzdem während eurer Arbeitszeit verreist, muss euer Chef zustimmen. Sonst könnt ihr Abmahnung oder Kündigung erhalten. Ich hatte z.B. einen Arbeitsvertrag in dem ganz klar geregelt wurde, dass ich ausschließlich remote arbeite. Dies darf auch nur so und so viele Monate im Jahr sein, da es eine klare steuerliche Regelung gibt.
Angestellt oder selbständig – zwei Wege ins mobile Arbeiten
Nicht alle, die im Van arbeiten, sind gleich digitale Nomaden und sind selbständig. Viele sind schlicht angestellt – in Teilzeit, Vollzeit oder als Freelancer. Doch auch hier gilt: unterwegs zu arbeiten stellt Arbeitgeber wie Arbeitnehmer vor neue Herausforderungen. Während Selbständige ihre Zeit (und Kunden) frei einteilen, müssen Angestellte oft erreichbar sein, Kernarbeitszeiten einhalten oder bestimmte Tools nutzen, die nicht überall problemlos funktionieren.
VPN-Zugänge, DSGVO-Konformität oder tägliche Team-Calls – das alles ist machbar, aber verlangt mehr Planung als der romantische Blick aufs Meer vermuten lässt. Wer selbständig ist, trägt mehr Verantwortung, aber auch mehr Freiheit. Wer angestellt ist, hat Struktur – aber muss sie auch unterwegs leben können. Beides geht – ist aber nicht für jeden und für jede Reiseform geeignet.
Meine persönliche Erfahrung mobil arbeiten
Als wir unterwegs nach Gambia waren, war ich angestellt und arbeitete 3 Tage die Woche für je 8 Stunden. Was sich noch ganz entspannt angehört hat, war doch ziemlich stressig und fordernd. Unser Alltag bestand aus der ständigen Suche nach einem Ort mit ausreichend Internet, Strom und Schatten. Während Michi früh loszog, um Märkte, Menschen und Möglichkeiten zu entdecken, saß ich im Bus, kämpfte mit instabilen Verbindungen und versuchte, mich trotz 45 Grad im Schatten auf Mails und Meetings zu konzentrieren.
Drei volle Arbeitstage pro Woche klingen nach wenig – unterwegs, im afrikanischen Klima und ohne feste Infrastruktur, fühlte es sich wie eine Vollzeitstelle in der Wildnis an.
Rückblickend war es eine Erfahrung, die mich viel gelehrt hat: über meine Belastungsgrenzen, über Prioritäten und darüber, wie viel Organisation im vermeintlich freien Leben steckt.
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Mehr arbeiten von unterwegs
Allen, die wir unterwegs getroffen haben, war klar, welches Privileg es ist, von unterwegs arbeiten zu dürfen – aber genau dieses Bewusstsein sorgt oft für zusätzlichen Druck. Viele leisten mehr, hängen sich extra rein, machen Überstunden, damit weder Chef noch Kolleg:innen auf die Idee kommen, man würde „nur im Urlaub sein“. Die Wahrheit ist: Wer mobil arbeitet, arbeitet oft härter – aus Dankbarkeit, aus Angst vor Vorurteilen oder weil das mobile Umfeld ohnehin mehr Organisation verlangt.
Wenn ihr mal sehen wollt, wie stressig Reisen sein kann, schaut gern auf unserem YouTube-Kanal vorbei. Unsere Videos aus Afrika geben einen ehrlichen Einblick – zwischen Hitze, Internetproblemen und dem Versuch, trotzdem alles unter einen Hut zu bekommen.
Selbständig unterwegs – Freheit mit Verantwortung
Sich selbständig zu machen, um ortsunabhängig arbeiten zu können, klingt erst einmal verlockend: keine festen Arbeitszeiten, keine Rücksprache mit Vorgesetzten, volle Kontrolle über Projekte und Kunden. Tatsächlich bringt die Selbständigkeit auf Reisen aber nicht nur Freiheit, sondern eben auch eine Menge Verantwortung mit sich.
Vorteile:
- Volle Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort
- Möglichkeit, eigene Projekte und Leidenschaften umzusetzen
- Keine Urlaubsgenehmigungen nötig – du entscheidest, wann Pause ist
- Arbeit kann sich besser dem Reisealltag anpassen
Nachteile:
- Unsicheres Einkommen, schwankende Auftragslage
- Kein Team im Rücken, das einspringt, wenn etwas schiefläuft
- Höherer Organisationsaufwand (Buchhaltung, Akquise, Steuern)
- Kein bezahlter Urlaub, keine Lohnfortzahlung bei Krankheit
Selbständigkeit unterwegs bedeutet: Du bist dein eigener Chef: Mit allen Vor- und Nachteilen! Für viele ist genau das die Erfüllung – für andere der blanke Stress. Entscheidend ist, ob du einen Job oder eine Geschäftsidee hast, bei der du auch genug verdienst und bereit bist, Verantwortung für dich und deinen Lebensunterhalt zu übernehmen – egal wo du bist.
Hier stehe ich in der Werkstatt auf der Hebebühne und arbeite während der Syncro repariert wird
Aber um mobil im Camper arbeiten zu können, braucht es neben Laptop, Router etc. auch noch mehr Ausstattung:
Die Grundausstattung fürs mobile Arbeiten im Van
1. Stromversorgung – ohne Watt läuft nix
Wer im Bus arbeitet, braucht Strom. Viel Strom. Für Laptop, Router, Kamera, Smartphone, Kühlbox.
Wir hatten in Afrika bei 48° C Außentemperatur große Probleme mit der Stromversorgung. Hitze kann die Effizienz von Solarmodulen auf Camper verringern.
Mögliche Setups:
- Solaranlage auf dem Dach (mind. 200 Watt + MPPT-Regler)
- Lithium-Batterie mit 100–200 Ah Kapazität
- Wechselrichter mit reiner Sinuswelle (z. B. 1000 Watt)
- Powerstation als mobile Lösung
Tipp: Plane mit 1–1,5 kWh Verbrauch pro Arbeitstag. Ein Zoom-Meeting bei schlechter Verbindung frisst mehr als du denkst.
Je nach Campervan gibt es Unterschiede, lass dich hierzu am besten beraten und bevor du auf Weltreise gehst, teste erstmal in heimischen Gefilden.
2. Internet im Nirgendwo – dein virtuelles Seil zur Welt
Ohne Netz kein Meeting. Kein Upload. Kein Lohn.
Das brauchst du:
- Mobiler LTE-Router mit externer Antenne z. B. Netgear Nighthawk M3 → Hier ansehen bei Amazon*
- Multi-SIM oder Roaming-Karte für Europa (z. B. SIMon mobile, Airalo, Holafly)
- Speedtest & Netzkarte checken vor dem Stellplatz
3. Ergonomie zwischen Klapptisch und Klappstuhl
Du wirst viel sitzen. Oft schief. Und irgendwann schmerzt der Rücken und Nacken. In unserem VW Bus ist da nicht viel Platz zum Optimieren. Wir haben uns einen schwenkbaren Tisch gebaut und auch zum draußen arbeiten alles dabei. Wenn ihr mehr Platz habt und einen Camper ausbaut, dann versucht schon auf einiges zu achten.
Worauf achten?
- Externe Tastatur & Maus
- Laptopständer oder Kiste als Erhöhung
- Guter Campingtisch (höhenverstellbar!)
- Guter Stuhl mit Lehne (z. B. Westfield Campingstuhl → Hier bei Amazon ansehen*
- Schatten, Belüftung, Ruhe
- Externer Monitor für den Van (z. B. perfekt für unterwegs ist der Arzopa 15,6″) → Jetzt ansehen*
Tipp: Pausen machen. Rausgehen. Atmen. Es ist dein Büro, aber es ist auch dein Leben.
Die größten Herausforderungen – und wie du sie löst
Routine vs. Roadtrip
Auch wenn du selbständig bist, versuche feste Arbeitszeiten einzuhalten. Nicht jeden Tag weiterfahren. Remote arbeiten ist kein Dauerurlaub. Reisen auch nicht, sondern kann ganz schön anstrengend sein.
Wetter & Licht
Innen ist es eng und heiß, aber draußen spiegelt dein Bildschirm zu stark. Auch bei dauerhaften Regen kann es nervig sein, vor allem wenn ihr zu zweit oder als Familie reist. Plane Indoor-Alternativen. Dunkle, feuchte Busse machen keinen Spaß. Nutze Büchereien, Coworking oder Cafés.
Kundenkommunikation mit Zeitverschiebung
Je nachdem wo ihr seid und für welche Kunden ihr arbeitet, kann die Zeitverschiebung ein Problem sein. Die Lösung sind Tools wie Calendly & Slack, klare Kommunikation, mobile Zeitzonen-Apps
Konzentration bei schönem Wetter
Jetzt ist doch so schönes Wetter und das Meer rauscht…da kann doch die Arbeit warten. Mach das nicht, sondern nutze Deep-Work-Zeiten am Morgen. Belohnung durch Ausflug danach. Nicht umgekehrt.
Tools, die deinen Nomaden-Alltag leichter machen
Es gibt einige Tools die den Alltag erleichtern.
- Notion für Planung & Journaling
- Trello oder Asana für Projektmanagement
- Google Workspace für Zusammenarbeit
- Krisp für bessere Audioqualität bei Wind & Kindern
- Starlink Roaming für Highspeed-Netz (wenn’s wirklich wichtig ist – oder du YouTube machst)
Arbeiten & Leben im Gleichgewicht halten
Im Bus zu leben und zu arbeiten bedeutet, Grenzen neu zu definieren. Wo fängt Arbeit an, wo hört Freiheit auf?
Die Gefahr, entweder in den Tag hinein zu prokrastinieren oder sich völlig zu überarbeiten, ist real. Gerade dann, wenn die Welt da draußen ruft.
Rituale helfen: Morgenspaziergang, Kaffeepause mit Blick, feste Feierabendzeit.
Selbstfürsorge ist Pflicht: Genug Wasser. Genug Bewegung. Genug offline.
Fazit: Arbeiten im Van – die Freiheit, die du dir verdienen musst
Mobiles Arbeiten im Camper ist kein Lifestyle-Accessoire. Es ist eine Entscheidung. Für weniger Komfort. Mehr Flexibilität. Für Internetprobleme in Albanien und Sonnenaufgänge in Portugal.
Es ist ein Tanz zwischen Verbindlichkeit und Weite.
Jeder muss für sich das Richtige finden, passend zum eigenen Job und den Reisewünschen.
Unsere Reisen findet ihr auch auf Instagram und jetzt ganz aktuell auf unserem Youtube Kanal. Da wir da noch ganz neu sind, können wir noch dringend Unterstützung gebrauchen, also teilt, liked und abonniert bis es nicht mehr geht 😉 Vielen lieben Dank euch allen!!
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