Palermo ist mehr als nur die Hauptstadt Siziliens – es ist eine irre Mischung aus Kulturen, Geschichte und Lebenslust. Wer glaubt, er kenne Italien, war noch nicht hier. Palermo ist kein Postkarten-Idyll – es ist ein Erlebnis. Und es lohnt sich, es abseits der klassischen Pfade zu erkunden. Hier sind einige unserer besonderen Lieblings-Unternehmungen, dazu noch Tipps für die Stadt.
Was wir in Palermo am schönsten fanden – 10 Erlebnisse abseits der Masse
„Man kommt nicht nach Palermo, um es zu verstehen. Man kommt, um sich darin zu verlieren.“
– Ein Graffito in der Vucciria
1. Unterirdisches Palermo: Die Katakomben der Kapuziner
Ein morbides, aber faszinierendes Erlebnis, denn in den Catacombe dei Cappuccini ruhen 2063 Skelette und Mumien in den Gängen eines Klosters. In 5 Korridoren seht ihr an den Wänden der Gruft stehend die Verstorbenen in Mönchsroben, Sonntagskleidern oder Uniformen. Makaber? Vielleicht. Aber auch ein einzigartiger Einblick in den Umgang mit Tod und Erinnerung auf Sizilien.
Die älteren Mumien, sind eigentlich keine klassischen Mumien, sondern durch die Bedingungen vor Ort, Tuffstein-Wände und durchgehender Luftzug, getrocknet. Die Mumifizierungsräume hießen Colatoi (Abtropfnischen). Die älteste Mumie war ein Mönch aus dem Jahre 1599. Die Inschrift der Mönche lautet: “Was wir sind, werdet ihr sein, was ihr seid, sind wir gewesen.“
Mumien ankleiden
Bis 1670 wurden hier nur Kapuzinermönche beerdigt. Danach wollten aber auch unbedingt die Bewohner Palermos aus der Oberschicht eine Beerdigung in der Gruft für ihre lieben Verwandten. Es war übrigens eine bewusste Entscheidung den Verstorbenen in der Gruft auszustellen, dass auch zeigte, man gehörte der privilegierten Oberschicht an. Übrigens gehörte auch ein Familienbesuch dazu. es war ganz normal der Mutter, den Kindern oder anderen ausgestellten Verwandten neue Kleidung anzuziehen.
Ab 1837 wurde das Begräbnis als Mumie verboten und bis 1881 allerdings in Särgen erlaubt.
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Schlafende Schönheit von Sizilien
In der Gruft befindet sich auch Rosalia Lombardio, die 1920 mit 2 Jahren an der spanischen Grippe gestorben ist und deren Leichnam aussieht, als schliefe sie. Deshalb ist sie auch als „schlafende Schönheit von Sizilien“ bekannt.
Bitte beachtet: Fotos und Videos sind nicht erlaubt (deshalb gibt es hier auch keine Fotos davon). Ein pietätvoller Umgang sollte selbstverständlich sein! Überlegt euch, wie ihr euch auf einem Friedhof verhaltet und die Regeln gelten auch in einer Gruft.
Adresse: Piazza Cappuccini, 1, 90129 Palermo PA, Italien
Tipp: Früh kommen, bevor Schulklassen und Touribusse auftauchen.
2. Marionettentheater mit Tradition: Opera dei Pupi
Erlebe ein immaterielles UNESCO Weltkulturerbe live: Die traditionellen sizilianischen Puppenspiele erzählen Geschichten von Rittern, Verrat und Heldenmut – mit handgeschnitzten Holzfiguren, dramatischer Musik und echter sizilianischer Leidenschaft. Tipp: Das Museo Internazionale delle Marionette bietet eine gute Einführung.
Wir haben noch am Tag unserer Abfahrt ein Stück im Figli d’Arte Cuticchio ansehen können. Das Marionetten Theater ist zwar auf italienisch, aber auch ohne Sprachkenntnisse ist es ein Erlebnis! Und ja, es ist vielleicht etwas anders, als ihr erwartet.
Aufführungen meist am Abend – Tickets online checken!
3. Streetfood-Tour durch die Märkte: Ballarò & Vucciria
Palermo ist ein Paradies für Streetfood-Fans – aber nicht für Zartbesaitete. Wenn ihr an italienisches Essen denkt, dann wahrscheinlich eher an Pasta, Pizza & Antipasti. Auf Sizilien ist die Küche sehr vielfältig und mit einigen Gerichten werdet ihr wahrscheinlich weniger rechnen! Hier isst man Milz-Sandwiches (Pani ca meusa), frittierte Reisbällchen (Arancine), Kutteln und süße Cannoli – direkt vom Straßenstand. Am besten buchst du eine geführte Streetfood-Tour*, um auch die Hintergründe zu verstehen. Oder du lässt dich einfach treiben.
Unbedingt probieren: Panelle (Kichererbsenfladen) & frisch gepresster Granatapfelsaft!
4. Meditatives Staunen: Die Zisa und arabisch-normannische Architektur
In der Zisa, einem ehemaligen Lustschloss, vereinen sich arabische Kühle mit normannischer Architektur. Weniger überlaufen als andere Sehenswürdigkeiten in Palermo.
Die Sommer auf Sizilien können sehr heiß werden und in den Gassen staut sich die Wärme. Gerade dann ist hier ein toller Ort um etwas Ruhe zu finden.
Adresse: Piazza Zisa, 90135 Palermo PA, Italien
5. „La Vucciria che resiste“ – Einer der ältesten Orte Palermos!
Das alternative Viertel Vucciria ist berühmt für seinen historischen Markt, aber auch so tut sich viel: Street Art, politische Installationen und soziale Projekte verwandeln Ruinen in Hoffnung. Die Vucciria ist kein klassischer Markt mehr, eher ein anarchistisches Food-Festival. Hol dir ein „Pani ca meusa“, nimm ein Bier aus der Kneipe – und mach die Nacht zum Tag.
6. Sonnenuntergang auf dem Monte Pellegrino
Lust Palermo leuchten zu sehen? Der Hausberg von Palermo gilt als einer der schönsten Aussichtspunkte Siziliens. Die kurvige Fahrt hinauf wird mit Blick auf Stadt, Meer und Berge belohnt.
Oben erwartet dich außerdem das Heiligtum der Santa Rosalia, Schutzpatronin der Stadt.
Seid ihr mit dem Womo unterwegs, gibt es unterhalb des Berges einen bewachten Parkplatz und Womo-Stellplatz. Die Bushaltestelle ist gleich gegenüber.
7. Tipp für Ruhesuchende: Die Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio oder eine der anderen 84 Kirchen Palermos
Dazwischen etwas Ruhe tut gut und in Palermo nicht ganz so einfach zu finden. Die Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio, mit ihren roten Kuppeln wirkt wie aus 1001 Nacht. Erbaut wurde die Kirche 1143. Während der Zeit, hat sie allerdings viele Einflüsse und Umbauten erlebt.
Seit 2015 ist sie Teil der „Arabisch-normannischen Reiseroute von Palermo, Cefalù und Monreale“.
Übrigens gibt es in Palermo 85 Kirchen!
8. Palermo vom Wasser aus: Kajaktour entlang der Küste
Etwas sportlicher, dafür aber sehr ungewöhnlich: Eine Kajaktour entlang der Stadtbucht, vorbei an alten Festungen, kleinen Grotten und vielleicht sogar Delfinen.
Leihstationen am Foro Italico (Kalsa Viertel) – am besten vorher reservieren!
Von Palermo aus, gibt es auch viele Bootstouren zum Capo Gallo und/oder Mondello*:
9. Auf den Spuren der Mafia – aber anders
Der Film „Godfather“ ist Kult, aber die reale Mafia sollte das nicht sein! Auf Sizilien hat sie viel Leid angerichtet ( und tut das auch heute noch, wenn auch etwas anders).
Schutzgeld nennt sich „Pizzo“. Mit Addiopizzo (Tschüss Schutzgeld) kannst du Palermo aus der Perspektive des Anti-Mafia-Widerstands entdecken. Diese NGO ist seit 2004 aktiv und bietet Touren zu Geschäften, die sich gegen Schutzgelderpressung wehren, und erzählt von mutigen Unternehmern und Wandel von innen. Addiopizzo stehen nicht nur für kritischen Konsum, sondern auch für Opferhilfe.
Mit der Organisation Addiopizzo gehst du auf Spurensuche in einem anderen Palermo – einem, das sich gegen die Schutzgelderpressung wehrt. Du lernst Läden kennen, die „pizzo-free“ sind, und Menschen, die Haltung zeigen. Läden die kein Schutzgeld bezahlen, erkennst du auch am Aufkleber „pizzo-free“. Unten im Beitrag, gelangt ihr zur Website und könnt dort auch kostenlos nach Geschäften, Restaurants etc. die pizzo free sind, suchen.
In Palermo gibt es auch das „No Mafia Memorial“. Das Museum liegt im Herzen der Stadt.
Adresse: Via Vittorio Emanuele, 353, 90134 Palermo PA, Italien
10. Botanischer Garten & das grüne Palermo
Der Orto Botanico ist einer der ältesten botanischen Gärten Europas und bietet eine surreale Kulisse mit exotischen Pflanzen, Gewächshäusern und riesigen Feigenbäumen. Ideal für einen entspannten Vormittag.
Im Park Giardino Garibaldi findet ihr den ältesten Feigenbaum Europas.
Palermo ist keine Stadt, Palermo ist ein Zustand
Palermo ist laut, wild, manchmal kaputt – aber voller Leben. Wer nur Sehenswürdigkeiten abhakt, verpasst das Beste: das Gefühl, mittendrin zu sein. Im Chaos. Im Gespräch. In einem Ort, der sich nicht erklären lässt – aber erfahren werden will. Lasst euch durch die engen Gassen treiben. Street Art ansehen und genießt Dolce Vita!
Pro-Tipp: Wenn ihr essen geht oder was trinken, orientiert euch an den Locals, denn sie kennen ihre Stadt am besten. Google Bewertungen sind fast ausschließlich von Touristen geschrieben ( Sizilianer machen das bisher so gut wie nie).
Praktisches & Persönliches
- Unterkunft: Authentisch & zentral – z. B. im Künstlerviertel Albergheria
- Mit dem Camper: Es gibt einen bewachten Stellplatz mit Dusche/WC unterhalb des Monte Pellegrinos
- Anreise: Direktflüge aus vielen Städten nach Palermo (PMO). Vom Flughafen per Bus in ca. 45 Minuten ins Zentrum.
- Fortbewegung: Viel zu Fuß. Für entferntere Ziele: Roller mieten oder den AMAT-Bus nutzen.
- Beste Reisezeit: Frühjahr & Herbst. Der Sommer ist heiß – sehr heiß.
Ganz viel Spaß euch im schönen Palermo!
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Quelle: Kapuzinergruft
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