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Dangerous Roads – Abano-Pass in Georgien

Der Abano Pass ist nicht nur ein georgischer Gebirgspass – er ist ein Mythos, ein Abenteuer, ein Grenzgang zwischen Mensch und Natur. Mit 2.826 Metern ist er der höchste befahrbare Pass im Großen Kaukasus und gleichzeitig einer der gefährlichsten Straßen Europas.

Was zählt, ist nicht die Zahl. Es ist das Gefühl, wenn du begreifst, dass dein rollendes Zuhause, plötzlich nur noch ein schwankender Punkt auf einer schmalen Linie ist – zwischen Gerölllawinen, Nebelsuppe und Wildnis. Er verbindet die Weinregion Kachetien im Süden mit der abgelegenen Bergregion Tuschetien im Nordosten Georgiens – ein Landstrich, der sich bis heute seinen archaischen Charme bewahrt hat.

Eine georgische Straße, die den Atem raubt

Nach der Kemaliye Stone Road und der D915 in der Türkei, haben wir uns die nächste „Dangerous Roads“ Strecke ausgesucht. Den Abano Pass! Die knapp 71 Kilometer lange Strecke von Lechuri nach Omalo ist ein Albtraum für schwache Nerven. Die unbefestigte Piste windet sich in schwindelerregenden Serpentinen an steilen Abhängen entlang, ohne Leitplanken, ohne Schutz. Oft nur einspurig. Die Straße ist nur in den Sommermonaten von Juni bis Oktober befahrbar, da sie im Winter aufgrund von Schnee und Erdrutschen unpassierbar ist. 

Die Strecke ist nicht nur eine Herausforderung für den Fahrer, sondern auch für das Fahrzeug. Ein Allradfahrzeug mit hoher Bodenfreiheit ist unerlässlich, um die steilen Anstiege, tiefen Furten und rutschigen Spitzkehren zu bewältigen. Es gibt nicht nur eine Situation wo du in engen Kehren rückwärts fahren musst, um entgegenkommende Fahrzeuge passieren zu lassen.

Abano Pass Spitzkehren Dangerous Road
Unser Syncro ist fast nicht zu sehen am Abano Pass

Ein Tor zu einer erstaunlichen Welt

Der Abano Pass ist mehr als nur eine Straße – er ist das Tor zu Tuschetien, einer Region, die wie aus der Zeit gefallen wirkt. Hier leben die Tuschen, ein Volk, das seine Traditionen über Jahrhunderte bewahrt hat. Die Dörfer sind von mittelalterlichen Wehrtürmen geprägt, und die Landschaft wird von unberührter Natur dominiert. Der Tusheti-Nationalpark beherbergt eine reiche Flora und Fauna, darunter Wölfe, Bären, Luchse, Wildziegen und zahlreiche Greifvögel wie den Bartgeier.

Wie kommst du nach Tuschetien

Die Region ist nur über den Abano Pass erreichbar, was sie zu einem der abgelegensten und ursprünglichsten Orte Georgiens macht. Die wenigen, die sich auf die Reise wagen, werden mit einer Landschaft belohnt, die ihresgleichen sucht – wild, ungezähmt und von einer atemberaubenden Schönheit. Ein Abenteuer mit Risiken.

Die Fahrt über den Abano Pass ist nicht ohne Risiko. Jedes Jahr gibt es Berichte über Unfälle, die oft auf die schwierigen Straßenbedingungen und das unvorsichtige Fahrverhalten zurückzuführen sind. Die Straße ist schmal, rutschig und an vielen Stellen beschädigt. Gegenverkehr ist in den engen Kehren eine besondere Herausforderung, und es gibt nur wenige Ausweichstellen.

Entweder man fährt mit dem eigenen Fahrzeug oder aber ihr mietet ein 4×4. Es gibt auch Touren mit Guides, die euch nach Omalo bringen.

Warum auf dem Abano Pass ohne Gurt gefahren wird

Angeschnallt wird sich auf dem Pass nicht, denn nur so besteht bei einem Absturz noch eine Chance rechtzeitig aus dem Fahrzeug zu springen. Die vielen Kreuze und Kerzen am Straßenrand, machen uns bewusst, wie schnell es zu Ende sein kann.

Fahrt über den Abano Pass mit unserem VW T3 Syncro

Wir starten mit unserem VW T3 Syncro am frühen Nachmittag. 70 km sind doch nichts, dass schaffen wir locker um vor dem Sonnenuntergang oben zu sein, denken wir. Der Einstieg ist sanft. Es geht vorbei an Bienenstöcken, immer dem Fluss entlang. Viele Georgier sind begeisterte Imker und so sind fahrbare Anhänger mit Bienenstöcken nichts besonderes.

Abano pass mit dem vw t3 syncro in georgien

Langsam geht es höher. Was Anfangs noch ein Spaziergang war, wird anspruchsvoller. Die Schluchten neben der Straße werden immer tiefer aber der dichte Bewuchs bietet nur hier und da einen freien Blick. Es gibt Überhänge welche die Fahrzeughöhe limitiert und Bodenfreiheit ist auch gefragt. Die Straße ist an einigen Stellen in sehr schlechtem Zustand. Bei uns hat es mehrere Tage vorher stark geregnet, die Strecke ist teilweise lehmig und deshalb auch rutschig. Manchmal fehlt der Grip auf dem nassen Fels speziell an steilen Steigungen.

Jenseits der Baumgrenze – Die Luft wird dünner

Lange schlängelt sich die Straße entlang der Berge stetig bergauf. Manchmal ist sie breit, meist aber schmal und oft gesäumt von Baumen. Ab und zu bietet sich der schwindelnde Blick in den Abgrund der stets neben der ungesicherten Straße wartet. Es geht durch die Furt eines Wasserfalls und nach vielen engen Spitzkehren sind wir jenseits der Baumgrenze. Dann folgt der nächste Wasserfall und es gibt freie Sicht auf die beeindruckenden Berge des Großen Kaukasus. Es ist Mitte Juli und hier oben liegt teilweise noch Schnee.

Die Piste wird enger und es kommt uns ein LKW entgegen. Hier ist es lebenswichtig, vorausschauend zu fahren. Sieht man in der Ferne ein entgegenkommendes Fahrzeug kann man schon mal Ausschau nach der nächsten Ausweichmöglichkeit halten und ggf. dort warten bis das Fahrzeug passiert hat. Langsam drängt die Zeit und die Sonne geht bald unter. Verrückt wie man sich manchmal verschätzt was die Fahrzeit anbelangt. Glücklicherweise ist der obere Abschnitt leichter zu fahren und die Straße breiter. Wir erreichen die Passhöhe bei Einbruch der Dunkelheit. Gerade noch geschafft…

Wir übernachten bei Minusgraden am höchsten Punkt des Passes – 2826 m. Die Nacht ist sternklar und die Ruhe ist unbeschreiblich. Nur die Sterne und wir.

Omalo – Zwischen Türmen und Göttern

Vom höchsten Punkt des Passes geht es weiter nach Omalo. Der Ort liegt auf 1880 m Höhe inmitten des Großen Kaukasus.

Der Ort unterteilt sich in:

Zemo Omalo (Oberes Omalo): historisch, mit Wehrtürmen und traditionellen Steinhäusern

Kvemo Omalo (Unteres Omalo): touristischer, mit einigen Gästehäusern und der kleinen Verwaltung

In Zemo Omalo thront die Festung Keselo und ihr habt einen sensationellen Ausblick über den Kaukasus.

Umgebung von Omalo – Wo Georgien noch wild ist

Omalo liegt im Tusheti-Nationalpark, einem der größten und unberührtesten Schutzgebiete des Kaukasus. Die Luft ist klar, die Wälder wild, die Wiesen voller Blumen und Heilkräutern. Im Sommer sieht man Reiter, Schafherden auf den Hängen und Adler am Himmel. Wanderwege führen von hier aus in alle Himmelsrichtungen:

  • Nach Dartlo – dem schönsten Dorf Tuschetiens (ca. 12 km)
  • Ins Pirikiti-Tal – abgeschieden und voller Mythen
  • Auf alte Hirtenpfade Richtung Khevsureti und Pankisi

Die Menschen in Omalo sind Tuschen, eine ethnische Minderheit mit eigener Sprache (Batsbi), eigenen Riten und einer tiefen Gastfreundschaft. Viele leben heute in Alvani im Tiefland und kommen nur im Sommer zurück, um Tiere zu hüten oder Gäste zu empfangen. Die Gastfreundschaft ist tief in der Kultur verwurzelt – ein Fremder wird selten allein gelassen und oft eingeladen.

Fakten zu Omalo

MerkmalBeschreibung
Höheca. 1.880 m
Einwohnerzahlca. 30–50 im Sommer
ErreichbarkeitNur über den Abano-Pass (nur 4×4)
Beste und einzige ReisezeitJuni bis September
BesonderheitKeselo-Festung, alte Türme, heidnisch-christliche Schreine
AktivitätenWandern, Reiten, Fotografieren, kulturelles Eintauchen

Und dann sitzt du da. Trinkst Tee mit Honig. Schaust auf den Weg, den du gekommen bist

Die Strecke die wir hoch kamen, müssen wir auch wieder runter. Bei uns hatte sich wieder starker Regen und Gewitter angekündigt und so machten wir uns auf dem Rückweg. Wir dachten es wird runter schwieriger, aber das war nicht der Fall. Einzig der Gegenverkehr war jetzt am Mittag um einiges mehr. Touristen wurden zum Wandern und Übernachten nach oben gebracht und auch LKWs können nur über diese Straße alles wichtige in die Dörfer bringen.

4×4 ist auf einigen Teilen der Strecke unabdingbar.

Ein Video über unsere Fahrt auf dem Abano Pass gibt es auf YouTube: Abano Pass Kunstwut YouTube

Mythen von Tuschetien

Tuschetien (georgisch: თუშეთი, Tusheti) ist reich an uralten Traditionen, Legenden und Mythen ist. Viele dieser Mythen stammen aus vorchristlicher Zeit und sind eng mit der Natur, den Bergen, Tieren und alten Göttern verbunden.

In Tuschetien wird kein Schwein gegessen und es darf auch nicht in die Region gebracht werden ( also auch kein Schweinefleisch etc.) obwohl die Einheimischen keine Moslems sind. Auch gibt es noch Orte und Dinge „Kathi“ zu denen Frauen keinen Zutritt haben bzw. diese nicht berühren dürfen.

Schwarze Ziegen sind göttliche Boten. Wenn eine schwarze Ziege plötzlich ins Dorf kommt, gilt es als Zeichen für ein großes Ereignis, was noch bevorsteht. Ob gut oder schlecht ist nícht sicher, aber die Menschen behandeln schwarze Ziegen mit Ehrfurcht. Wenn ihr Zeit habt und die Gegend und die kleinen Dörfer und deren Menschen kennenlernt, werdet ihr ein anderes Leben kennenlernen.

Hier sind einige der wichtigsten und faszinierendsten Mythen und Sagen aus Tuschetien.

Die Sage über die Gründung Tuschetiens

Einer alten Sage nach stammten die Tuschen von neun Brüdern ab, die aus dem Süden über die Berge kamen, um in der Wildnis ein neues, freies Leben zu beginnen. Jeder Bruder gründete ein Dorf, und die Dorfgemeinschaften leben bis heute nach dem Prinzip gegenseitiger Verantwortung und Ehre. Diese Gründungssage ist tief in der sozialen Struktur der Region verankert.

Besondere Tiere in Tuschetiens Mythologie

  • Der weiße Bär gilt als Geist der Reinheit und wird nie gejagt.
  • Der dreihörnige Widder soll als Zeichen des Zorns der Götter auftauchen.
  • Der schwarze Rabe wird als Seelenbote gesehen – wenn er auf einem Hausdach sitzt, bedeutet das oft einen nahenden Todesfall.

Steinaltar und Pfähle – Schutzkraft des „Kathi“

Überall in Tuschetien stehen kleine Steinaltäre oder geschnitzte Holzpfähle – die khati. Sie dürfen nur von geweihten Männern betreten oder berührt werden. Frauen ist der Zugang meist verboten. Die Mythen sagen, dass diese Orte direkte Verbindungspunkte zu den Göttern oder Ahnen sind, und dass bei Missachtung schwere Strafen – Krankheit, Tod oder Unwetter – folgen können.

Tuschetien empfängt dich nicht. Es duldet dich.

Mehr Beiträge über spezielle Routen und Offroad Pisten:

Türkei: Stone Road

Marokko: Erg Chegaga Südroute & Nordroute

Marokko: Plage Blanche

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kunstwut

Hello ihr Reisenden, Individualisten, Bulli-Fahrer, Camper...wir sind Jasmin und Michi, seit 2006 zusammen und genau so lange reisen wir schon in unserem Eisbär, einem VW T3. Wenn wir nicht gerade unterwegs sind, rettet Michi Menschen und schraubt am restlichen Bulli-Fuhrpark und Jasmin werkelt, malt und schmiedet neue Reisepläne. Treffen könnt ihr uns bei den Polarlichtern in Lappland, in der Wüste oder unter der Erde Sloweniens, immer genau da wo es Abenteuer gibt. Unser T3 hat mit seinen knapp 500.000 km schon einiges erlebt und über diese Erlebnisse erzählen wir euch auf unserem Blog. Außerdem erhaltet ihr hier viele Reisetipps und Themen rund um den VW T3 kommen natürlich auch nicht zu kurz.

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