Es gibt Straßen, die verbinden Orte – und solche, die Welten verbinden. Die georgische Heerstraße gehört zur zweiten Sorte. Ein altes Band zwischen Tiflis und Wladikawkas, zwischen dem Südkaukasus und der russischen Steppe, zwischen Krieg und Frieden. Wer sie fährt, nimmt nicht nur eine Route durch dramatische Berglandschaften, sondern auch durch die geopolitischen Verwerfungen der Gegenwart.
Unterwegs auf der georgischen Heerstraße
Wir rollen los, in unserem VW T3 Syncro und wir wissen nicht, was uns erwarten wird. Vor uns liegt eine der spektakulärsten Straßen des Kaukasus: die georgische Heerstraße! Sie beginnt im Tal am Fluss und endet an der russischen Grenze.
Zwischen Russland und dem Wind: Die Heerstraße beginnt
Die Straße ist alt. Schon im 1. Jahrhundert v. Chr. marschierten römische Legionäre durch diese Schluchten. Später dann die Perser, die Russen, die Sowjets. Es war einmal der Schauplatz von Invasionen, Fluchten, Strategien. Auch heute liegt der Schatten des Imperiums über den Pässen. Die Nähe zu Nordossetien und dem abtrünnigen Südossetien macht die Region fragil.
Ananuri – Mauern aus Stein, Geschichten aus Blut
Unser erster Halt: die Festung von Ananuri aus dem 13. Jahrhundert. Über dem türkisfarbenen Zhinvali-Stausee thront sie wie ein Wächter der Vergangenheit. Die Festung ist übrigens Unesco Welterbe.
Unterhalb der Festung gibt es eine gut zugängliche Badestelle.
Schwarzer und weißer Fluss Aragwi
In Georgien gibt es viele einzigartige Dinge. Darunter auch ein zweifarbiger Fluss. Er besteht aus dem schwarzen und dem weißen Aragwi. Wenn beide zusammen laufen, vermischen sie sich nicht und das gibt einen besonderen Kontrast.
Der weiße Aragwi fließt von Gudauri in die Stadt Pasanauri und dort verbindet er sich mit dem Schwarzen Aragvi. Er mündet im Süden in den Mtkvari Fluss.
Legende der beiden Schwestern
Der Legende nach handelt es sich um zwei Schwestern. Die eine ist blond und die andere brunette. Beide Schwestern verliebten sich in einen Ritter. Dieser heiratete die blonde Schwester und darauf beging die dunkelhaarige Selbstmord, indem sie in den schwarzen Fluss sprang. Die blonde Schwester vermisste sie so sehr, dass sie ihr folgte und zu einem weißen Fluss wurde. Nun sind sie immer Seite an Seite.
In Brasilien gibt es auch das Phänomen der beiden Flüsse und übrigens auch in Kroatien ( letzteres ist allerdings recht unbekannt).
Die beiden Flüsse könnt ihr am besten bei Sonnenschein und von oben sehen.
Die Straße steigt – und wir mit ihr
Je weiter wir fahren, desto enger wird die Straße. Kurve um Kurve schrauben wir uns nach oben. Hinter jeder Kurve: neue Postkartenmotive. Wasserfälle, Adler, die hoch über uns ihre Kreise ziehen. Und immer wieder Hirten mit ihren Schafherden und Kühe auf der Straße, die seelenruhig die Straße blockieren.
So wildromantisch die Landschaft auch ist – ganz allein sind wir hier nicht. Denn die georgische Heerstraße ist nicht nur ein Relikt aus zaristischen Zeiten, sondern auch heute noch von zentraler Bedeutung. Sie ist die einzige Straße, über die man auf dem Landweg von Georgien nach Russland gelangt. Das macht sie zu einer der wichtigsten Transitstrecken im Südkaukasus, vor allem für den Güterverkehr. Entsprechend ist der Verkehr auf diesem Abschnitt oft dicht, mit vielen Lastwagen, die sich über die Serpentinen quälen.
Der Name „Heerstraße“ stammt nicht von ungefähr. Seit jeher marschierten hier Truppen. Perser, Russen, Georgier. Heute sind es LKW-Kolonnen, Fluchtautos aus Moskau und eine merkwürdige Mischung aus Aussteigern, Abenteurern und Touristen.
Gudauri – Höhenluft und Adrenalin
Dann taucht plötzlich eine kleine alpine Welt auf: Gudauri. Was im ersten Moment wie ein versprengtes Bergdorf aussieht, entpuppt sich als Georgiens bekannter Skiort. Im Winter toben hier Snowboarder über weite, offene Hänge. Aber auch im Sommer lohnt ein Stopp: Gleitschirmflieger tanzen über dem Abgrund, Mountainbiker jagen die Serpentinen hinunter und Wanderer gibt es viele.
Gudauri ist aber kein charmantes Alpendorf – es wirkt mit seinen Betonbauten teils roh und unfertig. Zwischen Luxusresorts, verlassenen Baustellen und Bergromantik liegt Gudauri irgendwo zwischen Sowjetrest und Zukunftsvision – und genau darin liegt sein Reiz.
Denkmal der Georgisch-Russischen Freundschaft
Aus der Sowjetzeit ist das Denkmal zur 200 jährigen Georgisch-Russischen Freundschaft zu finden. Diese Aussichtsplattform befindet sich oberhalb von Gudauri. Der Maler Malasonia hat die Gestaltung des Denkmals vorgenommen.
Der Kreuzpass – 2400 m
Der Kreuzpass liegt auf 2379 m Höhe. Hier habt ihr auch einen sensationellen Ausblick.
Truso-Tal – das vergessene Tal
Zerfallene Dörfer, schwefelgelbe Quellen, verlassene Kirchen und eine Straße, die irgendwann einfach aufhört. Das Truso-Tal und der Canyon kann erwandert werden.
Kazbegi: Die Freiheit ist ein Berg
Wer auf der Heerstraße reist, landet fast zwangsläufig in Stepanzminda, besser bekannt unter dem alten Namen Kazbegi. Der Ort liegt am Fuße des 5.047 Meter hohen Kasbek. Die Dreifaltigkeitskirche Gergeti klebt auf einem Hügel oberhalb des Tals.
Kasbek Legende des Prometheus
Der Kasbek selbst soll laut Legende der Ort sein, an dem Prometheus von den Göttern an den Felsen gekettet wurde. Zur Strafe dafür, dass er den Menschen das Feuer brachte. Die Sage atmet noch in den Felsen, und manchmal, bei Nebel, glaubt man, ein Stöhnen aus dem Eis zu hören.
Naturpool
Hier gibt es auch einen eiskalten Naturpool. Auf 1740 m ist es auch Mitte Juli kalt und nur die mutigen trauen sich im eiskalten Naturpool schwimmen. Bei uns war es so kalt, dass wirklich niemand hierherkam, aber bei schönem Wetter sieht das ganz anders aus.
Wanderung zum Gergeti-Kloster
Von Stepanzminda aus führt ein Trail über das Gergeti-Kloster hinaus in höhere Regionen – bis zum Fuß des Gletschers.
Truso-Tal
Ein einfacher, aber eindrücklicher Trail (ca. 20 km hin und zurück), der dich an verlassenen Dörfern, natürlichen Sodawasserquellen und heißen Quellen vorbeiführt. Ideal als Tagesausflug von Kazbegi.
Juta – das kleine Kasbegi
Während alle Touristen nach Stepanzminda pilgern, biegt kaum jemand nach Juta ab. Ein Dorf in der Wildnis, umgeben von hohen Gipfeln. Von hier aus führen Wanderwege ins Chaukhi-Massiv, das nicht umsonst als das „georgische Dolomiten“ bezeichnet wird. Keine Busse, keine Selfiesticks – nur du und der Berg.
Zeta Camping in Juta
Wer mit dem Van unterwegs ist oder einfach ein Zelt liebt und einen Campingplatz sucht, ist hier richtig.
Die Darial-Schlucht – Zwischen Fels und Freiheit
Kurz vor der russischen Grenze fällt die Welt plötzlich steil ab. Die Darial-Schlucht! Zwischen den fast senkrechten Wänden tost der Tergi-Fluss. Militärposten, verlassene Wachtürme, bröckelnde Straßenteile – als würde der Kaukasus selbst hier den Atem anhalten.
Halal zwischen Hochgebirge und Grenzposten
Wer entlang der georgischen Heerstraße unterwegs ist, begegnet immer wieder dem Schriftzug „Halal“. Das mag zunächst überraschen, erklärt sich aber schnell durch die Lage dieser Route: Als einzige Straßenverbindung zwischen Georgien und Russland – genauer gesagt zur russischen Teilrepublik Nordossetien – ist die Heerstraße nicht nur strategisch, sondern auch kulturell ein Korridor. Viele der LKW-Fahrer, Reisenden oder Grenzpendler kommen aus muslimisch geprägten Regionen des Nordkaukasus wie Tschetschenien, Dagestan oder Inguschetien.
Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Halal-zertifizierten Lebensmitteln. So wird selbst zwischen Geröll und Gletschern Rücksicht auf religiöse Essgewohnheiten genommen – eine kleine Erinnerung daran, dass auch in der rauen Abgeschiedenheit des Kaukasus die Welt stets ein Stück weit mitreist.
Fazit: Mehr als eine Straße
Manche fahren die Heerstraße nur bis zur russischen Grenze und wieder zurück. Andere biegen vorher ab, Richtung Truso-Tal oder ins abgelegene Sno. Und dann gibt es die, die weiterziehen. Wir haben nicht viel erwartet und bekamen doch so viel mehr. Auch wenn ihr nicht weiter nach Russland fahrt, würden wir euch die georgische Heerstraße empfehlen.
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