Wenn man im Süden Marokkos unterwegs ist, stößt man an der Atlantikküste zwischen Sidi Ifni und Tan-Tan auf den Plage Blanche. Ein ziemlich einsamer Strandabschnitt, der partiell nur bei Ebbe befahren werden kann. Den wollten wir uns natürlich ansehen und auch die Offroad-Route über das Cap Draa und Ksar Tafnidilt fahren. Bis wir dort hin kamen, war jedoch einiges zu meistern.
Plage Blanche – Strandfahren bei Ebbe
Nach ein paar Besorgungen und einem Ölwechsel den Michi an der Tankstelle selbst machen durfte, ging es erstmal an den Plage Tazrout um uns die etwas mickrigen Überreste eines Schiffswracks anzusehen. Da die Zeit schon fortgeschritten war, haben wir dort dann auch den Abend und die Nacht verbracht. Wir nutzten die Zeit um die Gezeiten für die Umgebung zu checken, da der Plage Blanche nur bei Ebbe sicher befahren werden kann.
Da wir ja ursprünglich Richtung Iran und Saudi-Arabien unterwegs waren und erst in Italien spontan die Richtung nach Westafrika änderten, hatten wir für Afrika weder Offroadführer noch sonstige Reiselektüre dabei. Lediglich die Route hatten wir noch als Track auf dem Tablet, wussten aber weder über Schwierigkeitsgrad noch über sonstige Unwägbarkeiten die auf dem Weg lagen, Bescheid.
Ein Detail im Track haben wir zwar gesehen, ihm aber aus Unwissenheit keine Relevanz zugeordnet. Nämlich ein kleiner Pfeil der überall erschien und uns die „richtige“ Fahrtrichtung gezeigt hätte. Im Nachhinein haben wir von Locals erfahren, dass sich die Strecke durch Unwetter und Sandverwehungen im letzten Jahr stark veränderte (was in Marokko aber auch nicht ungewöhnlich ist und natürlich auch bei anderen Trails häufig vorkommt). Auch raten die Offroadführer dazu, die Strecke vom Ksar Tafnidilt zu beginnen, wir sind aber von Sidi Ifni gestartet – das war der kleine Pfeil den ich eben erwähnte.
Der erste Teil – Sand ist nicht gleich Sand
Am Morgen ging es dann los Richtung Strand. Zunächst etwas Offroad bis zum nächsten Oued und von dort einige Asphaltkilometer auf der nagelneuen Straße bis zum Einstieg des Plage Blanche. Dort fahren wir erstmal eine holprige und teils sehr steile Piste um dann runter an den Strand zu gelangen.
Dieser erste Plage Blanche Strandteil ist beim Befahren relativ tückisch, denn im Gegensatz zum bekannten Teil des Plage muss man gerade hier wirklich gut auf die Gezeiten achten. Fährt man bei kommender Flut auf dem Sandstrand kann man später in echte Schwierigkeiten kommen. Dieser viele kilometerlange Strandabschnitt hat direkt neben dem Sandstrand eine teilweise bis zu zwei Meter hohe Kiesbank, welche oben auf der gut verdichteten Piste leicht befahrbar ist. Aber man kommt vom Sand aus, wegen der fehlenden Traktion auf dem Kies nicht auf die Kiesbank nach oben. So könnte es sein, dass man nasse Füße oder schlimmeres bekommt, weil man eben nicht flüchten kann.
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Wenn ihr am Plage Blanche ankommt und ihr nicht auf Ebbe warten möchtet, kann auch bei Flut oben auf dem Kies gefahren werden. Schön und angenehm zu fahren ist es aber nicht und auch nicht der eigentliche „Sinn“ weshalb man hier her kommt 😉
Die Gefahr im Sand steckenzubleiben und die Flut kommt
Es gibt einige Fälle, bei denen Fahrzeuge im Sand steckengeblieben sind und die Flut kam. Verheerend, denn die Gegend ist auch ziemlich einsam und wenn ihr, wie auch wir, den Trail alleine fahrt und euch und euer Fahrzeug überschätzt und die Flut kommt, war es das dann erstmal…
Der Sand machte uns hier allerdings noch keine Probleme und er war ziemlich fest und gut zu fahren. Wir machten kurz Pause, denn an den Baby Dromedaren konnten wir nicht einfach so vorbei. Dann ging es über den Strand und die kleine Dünenlandschaft weiter bis zur Flussdurchquerung.
Was ihr Offroad dabei haben solltet:
Wenn ihr nach Marokko fahrt, solltet ihr unbedingt Sandbleche, eine oder mehrere Schaufeln und einen Kompressor dabei haben! Zumindest, wenn ihr nicht nur auf Straßen unterwegs sein wollt 😉
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Flussquerung am Plage Blanche
Am Ende des ersten Abschnitts des Plage, gelangt man zum Fluss. Es stehen viele Wohnmobile oberhalb an der Straße, denn hier ist auch ein bekannter P4N Platz, der gut über die Asphaltstraße erreichbar ist. Für uns ist das nichts, wir werden in den Dünen übernachten, Dazu müssen wir erst einmal durch den Fluss und noch viele Kilometer durch teils weichen und teils nassen Sand fahren.
Die Flussquerung war für uns problemlos, aber das Wasser war schon ziemlich hoch und der Wasserpegel steigt und fällt auch hier je nach Jahreszeit. Auch ist das Wasser relativ salzhaltig durch das naheliegende Meer welches ins Landesinnere drückt, das mag auch nicht jeder.
Zweiter Teil Plage Blanche mit Sand und Dünen
Auf der anderen Seite geht es weiter auf nassem (oder weichem) Sand, je nachdem wie man es lieber hat 😉 Wir pflügten uns einige Meter durch den nassen, klebrigen Sand und mussten hier dann auch das erste Mal Luft ablassen.
Die Dünenlandschaft wird höher und beeindruckender. Ein paar Gleitschirmflieger fliegen über die Dünen, ansonsten sehen wir auf der gesamten Strecke nur eine Gruppe von 3 Offroadfahrzeugen die später noch ein Thema werden. Viel ist hier nicht los.
Wir pflügen uns weiter durch den Sand und wollen noch kurz in die Dünenlandschaft abbiegen. Schon bleiben wir in der ersten größeren Düne stecken, denn der Sand ist einfach zu weich.
Viel Müll, Skelette und tote Tiere…
Am Sand und zwischen den Dünen sammelt sich der Müll. Wirklich viel Müll, vor allem Plastikflaschen, werden hier vom Atlantik angeschwemmt. Nicht nur Müll, auch 2 Walskelette, eine riesige ausgetrocknete Meeresschildkröte und zwei große Thunfische.
Steile Sandpiste nach oben zum Aoreora Fort
Am Ende des nassen Sandes, gelangen wir zu einem Oued, an dem sich die Klippen des Fort Aoreora erheben und einem Militärposten der uns mit dem Fernglas beobachtet. Laut Track muss man nun dem Flussbett entlang Richtung Landesinnere. Wir dachten es führt um die Klippen herum und am Strand weiter, aber weit gefehlt. Man muss vom weichen Sand aus, eine ca. 50 m hohe, recht steile sandige Rampe auf die Klippen hoch!
Mit Seilwinden geht es nach oben
Nur drei Fahrzeuge haben wir auf der Strecke gesehen und wie es der Zufall will, trafen wir genau an dieser Stelle die Fahrzeuge der deutsch/rumänischen Offroad Gruppe wieder. Sie bestätigten uns mit einem Grinsen dass wir hier hoch müssen und genau DAS unsere Challenge sei.
Mit einem Geländewagen wahrscheinlich kein Problem und unser VW T3 Syncro hätte es mit einem anderen Motor mit höherem Drehmoment wahrscheinlich auch geschafft, aber so hängen wir auch nach dem dritten Anlauf, 10 Meter vor dem Scheitel fest. Keine Chance mit fast drei Tonnen Gewicht und nur 95 Benzin PS. Die Jungs mit einem Toyota Landcruiser und einem Jeep Rubicon, haben uns dann mit ihren zwei Winden die letzten Meter nach oben gezerrt. Wären sie nicht zufällig da gewesen und hätten sie nicht Spaß an der Aktion gehabt, wären wir zwangsläufig die 40 km wieder zurück geeiert.
Die Highlights der 190 km Piste, könnt ihr in dem Video auf Instagram sehen:
Fort Aoreora Offroad- Piste durch Militärgebiet
Nachdem wir mit Hilfe oben auf der Klippe angekommen waren, ging es auf der gefühlt unendlichen, aber auch einfachen Stein-, Sand- und Wellblechpiste entlang der Klippen Richtung Cap Draa weiter. Die Ausblicke auf den Atlantik sind hier beeindruckend. Alle paar Meter gibt es einen Militärposten, die uns alle freundlich zuwinken.
Als es der Sonne auch so langsam zu viel war für uns zu scheinen, haben wir uns schlafen gelegt bis kurz nach dem Einschlafen eine Stimme nach uns gerufen hat. Das Militär wollte unsere Pässe fotografieren. Also rein in die Klamotten, kurzer Plausch mit Foto und Handshake. Falls was wäre, er ist nicht weit entfernt… na dann können wir ja beruhigt schlafen 😉
Jetzt wird es erst richtig wild
Am Morgen ging es weiter bis ins Draa Tal, laut Karte sollten es jetzt nur noch 30 km nach Tan-Tan sein, doch dann kamen steile Abfahrten mit Gräben in die gefühlt ein ganzer Kleinwagen rein passt. Steine wurden geschleppt und Ausweichrouten frei gemacht. Die Sonne brennt mit tausend Grad vom Himmel und zu allem Glück war die Piste irgendwann komplett meterhoch durch eine Düne verweht.
Hier scheint schon ewig niemand mehr gefahren zu sein oder es verweht einfach alles zu schnell. Erstes Mal eingegraben, zweites Mal eingegraben. Wir kämpfen uns weiter durch und versuchen einen Weg zu finden. Dann geht die Vorderachssperre nicht mehr raus und der Syncro will eigentlich nur noch geradeaus fahren. Also zur Abwechslung mal ohne Schaufel dafür aber mit einem neuen Schlauch fürs Stellelement unters Auto 😬
Ksar Tafnidilt – 4×4 Campingplatz
Und dann nach einer weiteren Kurve plötzlich der Blick hinunter auf eine kleine Oase und das Draa Tal. Nach vielen weiteren harten Kilometern gibt’s plötzlich wieder Internetempfang und nach der nächsten Kurve einen Campingplatz als wäre nichts gewesen…
Das Hotel mit Camping ist auch von Tan-Tan nur mit 4×4 oder einem leistungsstarken und bodenfreien 2WD erreichbar. Es gibt einige Sandpassagen auf dem Weg. Das Ksar wurde detailgetreu nachgebaut. Das ursprüngliche Ksar steht ca. 1 km entfernt. Es gibt hier heiße Duschen inklusive. Die Plätze für Campervans sind ohne Schatten, aber der Ausblick auf das Tal und die Weite ist sensationell. Die Besitzer bieten auch 4×4 Touren an und geben auch sehr viele Tipps zu Tracks in der Umgebung.
Für uns ging es auf unserer Afrika-Reise weiter in die Westsahara —> Westsahara mit dem VW T3 Syncro
Marokko Offroad Pistenkuh* Route STB – Haben wir allerdings erst hinterher erfahren.
Während wir diesen Beitrag schreiben, sitzen wir gerade im Senegal. Unser 3. Land auf unserer Afrikareise, die noch ein paar Monate weiter Richtung Westafrika geht. Wenn ihr gerne im Handgepäck bei uns mitfahren möchtet, folgt uns doch einfach auf Instagram und/oder Facebook
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