You are currently viewing Overlanding mit dem VW T3 – Einreise Mauretanien

Overlanding mit dem VW T3 – Einreise Mauretanien

Jede Grenzerfahrung ist anders. Wenn ihr hört oder irgendwo lest, dass alles „voll easy“ oder auch „total schwer“ ist und 10 Stunden dauerte, denkt daran, dass jeder seine individuellen Erfahrungen macht. Eines ist allerdings immer gleich, wer die eine Landessprache spricht hat deutlich bessere Karten. In Mauretanien wird nur französisch bzw. arabisch gesprochen, also packt euer Englisch wieder ein und lernt zumindest ein paar wichtige Sätze und die Zahlen auf französisch oder habt euren Translator parat. Damit seid ihr dann schnell schon wesentlich weiter als wir.


Wir hatten im Vorfeld viel gelesen und ein Freund von uns, ein wirklich erfahrener Afrika-Reisender, hat uns auch noch eine genaue „Anleitung“ des Grenzprozedere geschickt. Normalerweise nehmen viele einen sogenannten „Fixer“, im deutschen würde man wahrscheinlich „Grenzhelfer“ sagen, der alles an der Grenze für einen abwickelt. Sie stehen in Horden schon direkt an der Grenze parat und werden sie werden euch belagern und auch wenn ihr keine Hilfe möchtet, euch wie ein Schatten in die Büros folgen.

Grenzbeamte machen nichts dagegen, schließlich vereinfacht es den Vorgang auch für den Beamten wenn er sich nicht mit den Touristen (welche kein Wort verstehen) herumschlagen muss. Da wird dem Fixer auch schon mal ein Wasser oder eine Mandarine angeboten, eine Hand wäscht die andere. Spätestens wenn ihr hier an der mauretanischen Grenze angekommen seid, solltet ihr eure europäische Bürokratie ablegen. Hier beginnt Afrika.

Ausreise Marokko/Westsahara

1100 km durch die Westsahara und da stehen wir nun. Noch einmal tanken und schwupps, sind wir an der Grenze und bereit zur Ausreise aus Marokko/Westsahara. Es ist Sonntag Nachmittag um 16:33 Uhr und hier an der Grenze ist wenig los. Die Beamten entspannt und locker. Wir fahren an der LKW-Schlange vorbei, direkt zum Eingangstor. Hier steht schon ein Grenzbeamter und kontrolliert die Pässe, lässt uns ein und dann geht es los.

Wir gehen in das weiße Häuschen in der Mitte, dann links ins Haus. Weiter zum Drogensuchhund, wieder zurück ins linke Haus und dann zum Röntgen des Autos, dann wieder zum Zollchef, dann zum Checkpoint am Ausgang. So ungefähr ist der Ablauf. Wie so häufig in Marokko, kann man nicht immer erkennen, wer nun hier arbeitet und wer nur so „rumhängt“ 😉 So wollten wir auch gleich im linken Gebäude dem Herrn der vorbei lief unsere Pässe nicht aushändigen… Fehler! Es stellte sich heraus, dass er genau dafür zuständig ist.

Es ist hier gewohnt marokkanisch. Viele reden etwas englisch und versuchen sich an deutsch. Alle sind entspannt und freundlich. Bisher haben wir hier 20 Minuten gebraucht.

Nach vielen Pässe kontrollieren, fahren wir in die Schlange zum Röntgen. Hier dauert es auch am längsten, denn der Scanner-LKW wird manuell über die Fahrzeuge gefahren (In Tanger-Med. Port ist es ähnlich, nur stehen hier die Fahzeuge wirklich gerade in der Reihe). Alle Insassen der Fahrzeuge, stehen am Rand und warten.

Danach am Ausgangstor nochmal Reisepässe vorzeigen und um 17:48 Uhr sind wir im Niemandsland zwischen der Westsahara und Mauretanien.

Niemandsland zwischen Marokko und Mauretanien

Sobald sich das Tor öffnet, seid ihr offiziell ausgereist und auf einer holprigen Schotterstraße Richtung mauretanische Grenze unterwegs. Da es in diesem Niemandsland noch beidseitig Landminen gibt, solltet ihr die Straße lieber nicht verlassen. Die Gegend ist jetzt auch nicht so schön, um ein Picknick zwischen Müll und Landminen zu veranstalten 😉

Niemandsland Marokko westsahara mauretanien grenze
Niemandsland Marokko/Westsahara nach Mauretanien

Was man nicht nach Mauretanien mitnehmen darf

Nachdem ihr Marokko verlassen habt, wird euch oft schon angeboten Geld zu wechseln oder auch die ersten Fixer bieten ihre Dienste für die mauretanische Einreise an (was es damit auf sich hat, erklären wir euch später). Nehmt es jetzt (noch) nicht an, sondern wartet bis ihr an der Grenze seid.

Die Landeswährung Ouguiya darf nicht in das Land hinein oder hinaus genommen werden. Es empfiehlt sich deshalb erst nach der Einreise zu wechseln (Wir haben uns erst in Nouhadibou am Automaten Geld gezogen).

Da ihr in ein islamisches Land reist, ist die Mitnahme von Schweinefleisch und Alkohol verboten. In manchen Ländern (wie z.B. Marokko, wird häufig ein Auge zugedrückt oder noch nicht mal an der Grenze danach gefragt. Hier ist das aber anders.

Es wird die Nachfrage kommen, also wenn ihr noch Alkohol dabei habt, seid an der Grenze lieber ehrlich. Wenn es nur 1-2 Bier sind, wird es auch ab und an gewährt oder sie werden vor Ort entsorgt. Sollten sie Alkohol bei euch finden, obwohl ihr es verneint habt, ist es meist sehr unangenehm, wie wir von einigen anderen Reisenden gehört haben.

Anzeige

Wir selbst hatten noch ein Bier dabei, dies offen dem Beamten mitgeteilt und vorgezeigt. Er hat darauf hin sein ok gegeben (ist aber nicht die Regel).

Nach Drogen, Waffen und Drohne wird eigentlich auch immer gefragt.

Vorbereitung vor Einreise nach Mauretanien

Das Visum nach Mauretanien kostet pro Person 55 €. Am besten ist es passend dabei zu haben, also vorher einfach schon alles abzählen. Wenn ihr ein Fahrzeug dabei habt, dann kostet es noch 10 € für die Ehrenerklärung dass man sein Fahrzeug innerhalb von 30 Tagen wieder aus dem Land bringt. Dieses Papier bekommt man mit seinen Daten ausgefüllt ausgehändigt.

Wir haben auch andere Reisende getroffen, die das Visum mit Marokkanischem Dirham bezahlten. Allerdings kamen sie dann schlechter weg und zahlten umgerechnet pro Person zwischen 60-65 €. Solltet ihr schon Ouguiya getauscht haben, sagt oder zeigt dies nicht, denn die Mitnahme ist verboten und offiziell darf erst im Land getauscht werden.

Alkohol und Schweinefleisch am besten noch vorher entsorgen oder verschenken (wir sind gerade hier im Senegal und jeder der in Richtung Norden zur mauretanischen Grenze fährt, schenkt uns seinen restlichen Alkoholbestand 😉

Einreise nach Mauretanien / 2 Personen, 1 VW T3

Nach der vergleichsweise angenehmen Ausreise, waren wir sehr entspannt und sahen gelassen der mauretanischen Einreise entgegen. So schwer kann das doch nicht sein…
Jeweils 55 Euro pro Person für das Visum hatten wir schon passend abgezählt in die Hosentasche gestopft. Das Visum bekommt man (zumindest als deutscher Staatsbürger) direkt bei der Einreise an der Grenze (Visa on arrival). Außerdem lagerten in der Tasche noch 10 € für die Ehrenerklärung für unseren Syncro.

Wir wollen es alleine schaffen

In diversen Blogs haben wir gelesen, dass man sich nur nicht auf einen Grenzhelfer einlassen soll, man schafft das auch problemlos alleine. Es gibt auch diverse Anleitungen über den Ablauf im Internet und in welches Haus man zuerst muss etc. Daneben gibt es dann bebilderte Anleitungen mit Luftbildern der Grenze wo schön mit Pfeilen aufgezeigt wird wie der Ablauf sein soll. Das haben wir zunächst auch versucht. Natürlich nicht offensichtlich mit gedruckter Anleitung, sondern aus dem Gedächtnis heraus.

Ankunft an der mauretanischen Grenze

Wir sind also an der Grenze angekommen, fahren in den Grenzbereich ein und schon winken tausend Leute dass wir hier parken sollen. Verunsichert folgten wir den Anweisungen und haben dort erstmal alle Grenzhelfer die uns umschwirrten wie die Wespe den Erdbeerkuchen, semi-erfolgreich abgewehrt. Fluchtartig rannten wir mit unseren Unterlagen in das erste Gebäude (war natürlich falsch!).

Die Traube Grenzhelfer hinter, vor und neben uns her. Blöd, dass wir zu dem Zeitpunkt die einzigen Touristen hier an der Grenze waren und sich die gesamte Aufmerksamkeit auf uns konzentrierte. In vermeintlich schützenden Gebäude wurden unsere Personalien elektronisch erfasst, was aber im normalen Ablauf eigentlich erst später erfolgen sollte. Dies erledigt, ging es nun weiter zur nächsten Station. Welche das sein sollte war aber im Stress spätestens jetzt aus dem Gedächtnis komplett gelöscht. Wir waren Freiwild…

Grenze Marokko Mauretanien vw t3 geschenk
Unsere geschenkte Mandarine vom Grenzbeamten

Freiwild an der Grenze

Ein besonders hilfsbereiter Grenzhelfer fuchtelte aufgeregt mit den Armen um uns zum nächsten Gebäude zu lotsen. Ehrlich gesagt stellte sich in dem Moment nur noch die Frage ob man einfach dem Helfer vertraut oder sich besonders stolz und wissend gibt und alles genau anders herum macht wie angezeigt was dann auch mächtig in die Hose gehen kann. Denn, warum sollte einen der Helfer in die falsche Richtung locken wollen? Dass er beweisen kann das er es besser weiß? Wir folgten einfach seinen Anweisungen und betraten das nächste Gebäude.

Ab hier hatten wir einen Schatten, mit dem wir leider aufgrund unserer mangelhaften Französischkenntnisse nicht kommunizieren konnten obwohl er dies schon gerne wollte. Er zeigte uns Sehenswürdigkeiten auf einer Landkarte und berichtete über dies uns das, während wir in der Schlange warteten. Auf was wir warteten war uns allerdings auch noch nicht bekannt, aber typisch deutsch stellt man sich ja gerne mal in eine Warteschlange.

Unser „Fixer“ – Dein Freund und Helfer an der Grenze

Hier trafen wir auf eine Gruppe spanischer Rentner die durch ihren Grenzhelfer schon einen Schritt weiter waren wie wir. Wir hörten auch das erste Mal, was die anderen Reisenden an einen Fixer bezahlen… die meisten zwischen 10-20 €. Kommt auch immer etwas auf die Verhandlung und spätere Weiterempfehlung an. Wir haben wesentlich weniger bezahlt, allerdings haben wir auch im Vorfeld verhandelt und haben auch klargestellt, dass wir nicht mehr bezahlen. Es hat alles ohne Diskussionen geklappt und wir werden ihn bei unserer nächsten Einreise sogar anrufen. (Falls jemand die Nummer braucht, könnt ihr uns gerne schreiben).

einreise mauretanien fixer afrika reise vw
Angekommen in Mauretanien

Fingerabdrücke, Passbilder, wir sind schon ganz durchgeschwitzt

Wir rannten sprichwörtlich von einem Gebäude zum anderen, unser Helfer mit wehenden Schal voran und einer von uns hinterher. Währenddessen war der andere mit Autodurchsuchung oder Umparken beschäftigt und hatte dann die Ehre die anderen Zwei in den unzähligen Gebäuden zu suchen. Fingerabdrücke nehmen, Passbild machen… Wir rannten einfach nur hinterher und hatten bald überhaupt keinen Plan mehr.

Teilweise kam man sich vor wir Hänsel und Gretel die von der fuchtelnden Hexe von einem ins nächste Lebkuchenhaus gelockt wurden. Bei der Verzollung des Fahrzeugs und der Bezahlung der Ehrenerklärung machte Michi scheinbar so ein trauriges Gesicht, dass er vom Zöllner eine Mandarine geschenkt bekam. Wichtig sei evtl. noch zu erwähnen, dass einer der Beamten sehr unmissverständlich in feinstem englisch verlautbaren lies, dass eine Autoversicherung in Mauretanien Pflicht sei.

Uns war heiß und wir waren sowas von durstig, als um 18:13 Uhr unser Fixer sagte „Bienvenue en Mauretanie“, während wir umgeben von Plastikmüll glücklich lächelten.

Das war wahrscheinlich die schnellste Einreise, die es je gab. Alle anderen Reisenden die wir hörten, mussten viel mehr Zeit mitbringen, also stellt euch lieber auf eine längere Wartezeit an der Grenze ein.

Autoversicherung, Geld wechseln und SIM Karte kaufen

Jetzt könnt ihr noch eure Autoversicherung abschließen und Geld wechseln. Geht natürlich auch in der nächstgelegenen Stadt Nouadhibou. Eine Autoversicherung ist obligatorisch, aber der Verkehr ist hier wirklich hart. Bei einem Unfall mit Personenschaden, ist es üblich, dass man bis zur Klärung im Land bleiben muss. Wir können wirklich empfehlen, das Geld in eine Versicherung zu investieren.

Je nach Aufenthaltsdauer richten sich auch die Kosten. Wir haben die Versicherung nicht an der Grenze abgeschlossen, sondern erst in Nouadibouh und für 20 Tage, 25 Euro und 37 Cent gezahlt.

Natürlich gibt es auch SIM Karten zu kaufen. In der Regel stellt der Verkäufer auch gleich alles auf eurem Handy ein. Wir haben unsere SIM Karte einem anderen Reisenden für 8 € mit Guthaben abgekauft. Die Aufladung kann dann einfach per Prepaid Rubbelkarte erfolgen oder es wird über eine App aufgeladen.

Beim Geld wechseln müsst ihr am besten selbst nach dem Kurs schauen. Wir wechseln eher selten Geld, sondern versuchen es meist mit der Visa Kreditkarte an einem Automaten zu ziehen. Wir hatten Glück, gleich der erste Versuch am Visa ATM der Société Générale in Nouadhibou spuckte willig Ouguiya.

Bonjour Mauretanien

Schon kurz nach der Grenze konnten wir nicht mehr genau sagen, in welchem Gebäude und in welchem Büro wir zu welchem Zweck waren. Was wir allerdings sagen können ist, dass wir froh waren unseren „Helfer“ gehabt zu haben. Wir würden dies auch wieder so machen, denn wir haben gerade einmal 45 Minuten gebraucht, bis wir unsere Reifen in Mauretanien hatten.

Auch wenn man grob weiß wohin man muss und was dort passiert, hat man in der Regel zusätzlich mit sehr vielen Leuten zu kämpfen die z.B. mit ihren LKW über die Grenze wollen. Diese Leute haben viel Erfahrung, wenig Zeit und keine Ahnung dass man sich, getreu deutscher Tugenden, in einer Warteschlange hinten anstellen muss. Wie gesagt waren wir in einer rekordverdächtigen 3/4 Stunde im Land, das ist ein sehr guter Schnitt, denn alle die wir trafen, benötigten zwischen 3 und 10 Stunden für Aus- und Einreise.

Wir haben auch den Ein- oder Anderen getroffen, der es ohne Grenzhelfer geschafft hat, allerdings konnten diese Leute meist gut französisch und es war viel mehr los. Sie rannten einfach anderen Touristen hinterher… die fehlten bei uns 😉

Während wir diesen Beitrag schreiben, sitzen wir gerade im Senegal. Unser 3. afrikanisches (oder 4. je nachdem wie man es so sehen will 😉) Land auf unserer Reise, die noch ein paar Monate weiter Richtung Westafrika geht. Wenn ihr gerne im Handgepäck bei uns mitfahren möchtet, folgt uns doch einfach auf Instagram und/oder Facebook 

Merken könnt ihr euch den Beitrag auch bei Pinterest

Die neusten Beiträge von Marokko – Westafrika auf Kunstwut

kunstwut

Hello ihr Reisenden, Individualisten, Bulli-Fahrer, Camper...wir sind Jasmin und Michi, seit 2006 zusammen und genau so lange reisen wir schon in unserem Eisbär, einem VW T3. Wenn wir nicht gerade unterwegs sind, rettet Michi Menschen und schraubt am restlichen Bulli-Fuhrpark und Jasmin werkelt, malt und schmiedet neue Reisepläne. Treffen könnt ihr uns bei den Polarlichtern in Lappland, in der Wüste oder unter der Erde Sloweniens, immer genau da wo es Abenteuer gibt. Unser T3 hat mit seinen knapp 500.000 km schon einiges erlebt und über diese Erlebnisse erzählen wir euch auf unserem Blog. Außerdem erhaltet ihr hier viele Reisetipps und Themen rund um den VW T3 kommen natürlich auch nicht zu kurz.

Schreibe einen Kommentar