In Marokko folgte ein Highlight dem nächsten….Von der Todra Schlucht im Hohen Atlas, ging es für uns wieder in die Wüste. Erlebnisse in Zagora waren für uns definitiv mit am schönsten. Aber von vorne…
Vom Hohen Atlas nach Zagora
Gespräche im Hohen Atlas: „Wo wollt ihr hinfahren?“ „Nach Zagora.“ „Was! Ihr wart doch schon in Merzouga und wollt noch nach Zagora? Wenn ihr schon am Erg Chebbi wart, müsst ihr nicht mehr nach Zagora. Hast du eine Wüste gesehen, kennst du alle. Bleibt lieber hier in den Bergen, da gibt es viel mehr Abwechslung und hinter jeder Ecke warten neue Farben, Schluchten und Bergdörfer auf euch. Die Wüste sieht immer gleich aus.“
Sieht die Wüste immer gleich aus? Merzouga – Zagora
Dem können wir bzgl. der Wüste nicht zustimmen. Merzouga und sein Erg Chebbi ist die „Vorzeige Wüste“. Hohe Dünen, beeindruckende Sonnenuntergänge und ein abwechslungsreiches Angebot. Man spricht häufig deutsch und die Campingplätze und Hotels lassen keine Wünsche an Komfort offen. Von Kamel-Trekking, mit und ohne Sonnenuntergang, bis zur Übernachtung im Beduinen- bzw. Berberzelt in den Dünen mit dem vollen Programm plus Essen und Live Folklore wird alles angeboten, was das Touristenherz begehrt. Oder die eintägige Rundreise im Geländewagen über die Erg mit verschiedenen Stationen und Sehenswürdigkeiten der Berber.
Aber auch für die Motorsportbegeisterten gibt’s hier alles. Quad Touren, Geländewagentouren, Enduro Touren oder einfach wie verrückt im 4×4 Buggy immer die Düne rauf und runter. Da ist teilweise ganz schön viel los und zeitweise sogar mehr Lärm in der Wüste als am Potsdamer Platz. Ist es zu heiß und die Sonne brennt, kommt alles zum erliegen und eine unglaubliche Ruhe kehrt ein…
Zurück zum eigentlichen Thema. Hier in Zagora und dessen Umgebung gibt es alles was WIR uns von Marokko erträumen. Einsame Wüsten, Stille bis auf den Wind, langsam dahin ziehende Dromedar-Herden, coole Pisten aus Stein, Kies und Sand und sehr viel Freundlichkeit.
Von Foum Zguid nach Zagora
In der Nähe der Oasenstadt Foum Zguid sahen wir unsere ersten Dromedare in freier Wildbahn. Die Landschaft veränderte sich langsam von Stein- zu Sandwüste. Die Sandverwehungen über der Straße wurden immer mehr und in der Ferne bewegten sich kleine Punkte auf uns zu, die schnell größer wurden. Große Herden an Dromedaren zogen parallel zur, wie mit einem Lineal gezogenen, endlos wirkenden und in der Hitze flirrenden Straße.
Ein unglaublicher Anblick. Wir zählten über 100 Tiere, aber es kamen immer mehr nach. Meist langsam und elegant, manchmal aber auch unkontrolliert galoppierend. Eine Landschaft aus unglaublich weiten Steinebenen die irgendwo in sehr großer Entfernung an einem Tafelbergabriss endeten. Dazwischen verstreut einzelne Bäume, Gräser und Termitenhügel. Und immer wieder Dromedare.
Bisher sahen wir nur Tiere hinter Zäunen oder angeleint/geführt, hier waren sie komplett frei und zogen durch die Wüste.
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Guck mal ein Kamel?!
Ehrlich gesagt, dachte ich ja immer, ein Kamel hat 2 Höcker und ein Dromedar nur einen Höcker. Tatsächlich ist es aber etwas anders, denn „Kamel“ ist nur er Überbegriff. Das Tier mit 2 Höckern nennt sich Trampeltier und Jenes mit einem, ist ein Dromedar. Weltweit gibt es über 25 Millionen Dromedare, aber nur 2,5 Millionen Trampeltiere. Letztere sind vor allem in Zentralasien zu finden. Übrigens wird zwischen Neu- und Altweltkamelen unterschieden. Dromedare gehören zu Altweltkamelen und Neuweltkamele sind z.B. Alpakas und Lamas.
Ankommen in Zagora
Zagora ist eine Stadt mit 40.000 Einwohnern und die Hauptstadt der Region Drâa-Tafilalet. Wir fühlten uns schnell wie zu Hause und die Grundstimmung dieser bunten Wüstenstadt fanden wir sehr sympathisch. Hier in der Stadt gibt es eigentlich alles zu finden. Mittwochs ist Souk.
Campingplatz Oasis de Palmier
Nachdem es langsam dunkel wurde und wir erst am nächsten Tag weiter in die Wüste wollten, verbrachten wir die Nacht auf dem Campingplatz Oasis de Palmier. Der relativ kleine Platz an der N12 inmitten der Oase war bei unserem Aufenthalt, bis auf ein Zelt und einem Geländewagen, leer. In der Hauptsaison sieht es hier sicher ganz anders aus, denn es übernachten hier auch zahlreiche Rallyes Richtung Mauretanien und in den Senegal (wie auch das Gästebuch und die Aufkleber an der Rezeption zeigen 😉 Wir wurden sehr sehr herzlich empfangen. Die Platzwahl war frei und man brachte gleich einen Vorteppich und Minztee an den Bus. Vielen Dank!
Kitten gab es auch wie fast immer inclusive, wir lieben das. Die Sanitären waren wirklich extrem hübsch, sehr gepflegt mit Blumen und Teppich und auf westlichem Standard. Man merkt deutlich dass man hier sehr viele Zentraleuropäische Gäste empfängt. Wirklich ein wundervoller Platz, wir haben uns sehr wohl gefühlt, weil er eben auch nicht seinen marokkanischen Charme und die Einfachheit verloren hat.
Garage Sahara Zagora
Dinge fügen sich. Wie oft wir das unterwegs bemerken! Im Vorfeld unseres Marokko-Trips (und eigentlich auch noch währenddessen) haben uns viele erzählt, wir müssen unbedingt bei der Werkstatt „Garage Sahara“ in Zagora vorbei schauen. Wenn wir nichts zu reparieren haben, sollen wir auch einfach mal auf einen Tee vorbei fahren.
Als wir morgens den Campingplatz verließen, überlegten wir noch, ob wir kurz bei der Werkstatt vorbeifahren, aber der Bus funktionierte perfekt und uns zog es weiter in die Wüste, also entschieden wir Richtung Mhamid in die Sandwüste zu fahren.
Zufälle, Schicksal…Marokko
Da uns aber das Internet ausging, wollten wir vorher noch schnell im Maroc Telecom Laden Guthaben Rubbelkarten zum Aufladen kaufen… den ausgewählten Laden haben wir nie gefunden, aber in der hinterletzten Ecke der Stadt einen winzigen Kiosk der uns die Karten verkaufte. Hier hatten wir dann das erste Mal in Marokko eine Sprachbarriere und mit Händen und Füßen dauerte die Verständigung bis zu unserer gewünschten Telefonkarte etwas länger.
Als dann irgendwann die halbe Straße um uns zusammengekommen war, hielt ein Abschleppauto an. So kam Abdoul gerade zufällig mit seinem Abschleppwagen und einem breiten Grinsen vorbei und stoppte, als er unseren Bus erkannte. Wir haben mittlerweile einen kleinen Stapel Visitenkarten von marokkanischen Werkstätten im Bus liegen und so dachten wir, jetzt gibt es halt noch eine dazu. Scheinbar ist so ein alter VW Bus ein gerne abgeschleppter Kunde und es hat sich rumgesprochen dass wir da sind.
Der Fahrer des Abschleppwagen stellte sich als Abdoul vor. Er hätte hier eine Werkstatt und wir sollen doch mitkommen. Oh, vielen Dank für das Angebot, aber es ist doch überhaupt nichts kaputt was man reparieren könne. Er lies nicht locker und kam dann mit einem entscheidenden Detail um die Ecke. Denis hätte ihm erzählt das wir nach Zagora wollen und wir sollen doch zumindest für einen Aufkleber mit zu seiner Werkstatt kommen. Langsam fiel der Groschen. Klar, mit Denis hatten wir doch Kontakt über Instagram. Okay, noch ist Platz am Bus, da geht schon noch ein Aufkleber, also folgten wir Abdoul. Und welche der dutzenden Werkstätten in Zagora gehört wohl ihm? Genau, die Garage Sahara Zagora. So schließt sich der Kreis 😉
An der Garage angekommen treffen wir Denis und Joey. Beide habe an ihren Fahrzeugen größere Instandsetzungen oder Verbesserungen vornehmen lassen um die nächsten Tage Richtung Senegal aufzubrechen. Es war ein toller Nachmittag mit vielen tollen Leuten. Abdoul hatte immer einen witzigen Spruch und der Minztee ging nie aus. So saß man entspannt am Tisch inmitten der Garage zwischen den Autos und erzählte sich von den Plänen und was sonst so los war. Zwischendrin hatte man noch Termine in den Berbershops gegenüber und neben der Werkstatt wahrzunehmen, denn jeder wollte schließlich zeigen was er hier feilzubieten hat. Michi hat übrigens ein ganz besonderes Unikat erworben gegen Bier und Dirham. Eigentlich ein Mitbringsel aber ich finde das kleine Lederdromedar so „besonders“ dass man es nicht verschenken kann. Ich habe es auf den Namen „Ugly“ getauft.
So vergingen die Stunden wie im Flug zwischen Plaudern, Dinge reparieren, Polaroid Fotos als Andenken schießen und Begutachtung der beeindruckenden Fotowand mit allerlei bekannten und unbekannten Rallyegrößen und Weltenbummlern. Es war ein toller Nachmittag in Zagora. Wir werden euch alle immer in unseren Herzen behalten. Vielen Dank!
Nach Mhmaid und in die Sandwüste Sahara
Unsere Reise ging weiter die N9 entlang Richtung Mhamid. Der Ort, nur knapp 100 Kilometer von Zagora entfernt, liegt am Wadi Draa, also dem ausgetrockneten Flussbett des Draa und ist nur etwa 25 Kilometer von der algerischen Grenze entfernt. Die N9, eine gut ausgebaute Teerstraße, bringt einen in etwa 1,5 Stunden dort hin. Nicht nur die N9, sondern alle Straßen enden hier.
Ab hier nur noch Stein und Sandpiste und Navigation Richtung Westen im oder entlang des Wadi Draa und dann Richtung Erg Chigaga. Wer südlich fährt, kommt durch eine abwechslungsreiche Steinwüste mit großen sandigen Dünenfelder und ist schnell an der Grenze angekommen. Für uns endet die Fahrt ein paar Kilometer nach Mhamid in der Steinwüste als sich alle Spuren verloren hatten und machen erstmal einen Kaffee. Dies sollte der südlichste Punkt unserer Reise sein. Ohne Allrad ist hier Schluss.
Nachts durch die Wüste
Wir erkunden Mhamid und die Region außen herum und versuchen in Richtung eines vertrockneten Salzsee Nord-westlich der Stadt Beni Hnit zu fahren, brechen aber wegen der bald einsetzenden Dunkelheit ab. Wir hatten unter Tag schon eine Dünenformation ein paar Kilometer neben der N9 ausgekundschaftet, diese wollten wir als Nachtlager aufsuchen. Unsere erste Nacht völlig alleine, irgendwo zwischen den Dünen und über uns nur die Sterne.
So zumindest der Plan. Als wir wieder an der Stelle ankamen, an der man ohne sofort stecken zu bleiben die N9 verlassen konnte, war es mittlerweile stockdunkel. Kurz noch ein paar Autos passieren lassen dass es keiner sieht und los geht’s, 90 Grad von der Straße unbefestigt ins mögliche Verderben. Wenn Düneninseln mit Flächen aus festem Sand bei Tage schon sehr ähnlich aussehen, wird es wohl kein Spaziergang im Scheinwerferlicht seine Spuren vom Mittag wieder zu erspähen. Es war ein wildes hin und her. Immer wieder kreuzten sich unsere Spuren mit alten Spuren anderer Wägen und unsere neue Spur kreuzte irgendwann unsere eben gelegte.
Aus der Luft betrachtet sah das wahrscheinlich aus wie eine Fliege die ins Wasserglas gefallen ist. Kreuz und quer. Ohne Luft ablassen und ohne festfahren schafften wir es am Ende sogar noch weiter rein in die Dünen, teilweise mit viel Mut, Schwung und Motorleistung ging es über die Sandpassagen. Wir haben unseren Endpunkt erreicht. Fester Boden unter uns, Dünen mit vielleicht maximal 10 Metern Höhe um uns herum und hier und da eine Palme. Ein tolles nächtliches Panorama im Mondschein und über uns die Milchstraße. Keine Menschenseele, kein künstliches Licht und absolute Stille. Wir haben es geschafft!
Nach der Wüste Zagoras, ging es für uns weiter zu den Ouzoud Wasserfällen.
Wir haben uns in Marokko verliebt und sind gespannt, ob es euch auch so geht. Bei Fragen, Tipps oder Anmerkungen könnt ihr gerne kommentieren oder uns eine Mail an kunstwut(at)web.de schreiben. Folgt uns auch gerne auf Instagram und Facebook um bei unseren Reisen und alles rund um unseren VW T3 dabei zu sein.
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Cooler Beitrag! Sehr schöne Bilder, sieht traumhaft aus dort!!!
Vielen lieben Dank dir! Eine unglaubliche Landschaft und eine Reise können wir nur empfehlen! Liebe Grüße