Mit unserem VW T3 zu den Polarlichtern
Polarlichter zu sehen, ist gefühlt auf jeder zweiten Bucketlist vertreten. Als wir letztes Jahr einen kurzen Blick darauf erhaschen durften, waren wir komplett angefixt. Wir brauchten mehr von dem Polarlicht Stoff. Also gaben wir uns dieses Jahr nicht mit dem mittleren Schweden zufrieden, sondern packten unseren VW T3 um eine eisige Reise nach schwedisch Lappland und den Norden Norwegens zu beginnen.
März, die beste Polarlichtzeit
Hier ist sich anscheinend jeder einig, der Oktober und der März sind die besten Monate zur Polarlicht Sichtung in Schweden und Norwegen. Warum das so ist konnte mir noch keiner erklären, aber unsere Polarlicht-Erlebnisse sprechen für sich. Im Oktober liegt für unsere Verhältnisse noch zu wenig Schnee, also wurde es der März. Schon mal vorweg, von 12 Tagen, haben wir an 9 Tagen Polarlichter gesehen und die restlichen Tage war es schlichtweg zu stark bewölkt. Entweder wir hatten einfach Glück, oder der März ist ein wirklich toller Polarlicht Monat.
Bei unserer 2. Reise waren wir im Februar unterwegs und auch da sahen wir sehr häufig die grünen und roten Lichter am Himmel tanzen.
Grundsätzlich sind Polarlichter Ende August bis Anfang April zu sehen. In den Sommermonaten ist es schlichtweg zu hell und nur deshalb sind sie nicht zu sehen 😉
Die ersten Polarlichter
Wir machten uns auf in den Norden Schwedens und das erste Polarlicht erschien schon in Gävle. Da es hier noch sehr südlich ist, war die Aurora Borealis noch nicht so stark bzw. nur als grüner Bogen im Norden sichtbar. Weiter unten, werden wir euch auch auflisten, an welchen Orten wir genau Polarlichter gesehen haben.
Je nördlicher wir kamen, desto mehr zogen sie sich über den gesamten Himmel. Die Bewegungen wurden mehr, die Farben intensiver. Auf den Lofoten und Vesterålen in Norwegen, hatten wir dann den totalen Polarlicht Flash.
Warten auf die Polarlichter im eigenen Van…kuscheliger geht es nicht
Wer wie wir, mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs ist, hat es relativ einfach und auch kuschelig warm. Zumindest dann wenn ihr eine Standheizung und eine gute Isolierung habt. Da ist das Warten auf die Nordlichter auch noch angenehm und wenn es dann soweit ist, habt ihr nicht schon vorab abgefrorenen Extremitäten, sondern könnt entspannt in die Kälte hüpfen.
Man hat auch die grandiose Möglichkeit einen Platz zu finden, ohne das sich ein Dutzend andere Fotografen um dich drängeln. Sowas kann die romantische Atmosphäre wirklich ungemein stören.
Unsere Vorgehensweise war einfach. Wir suchten uns einen Platz mit freier Sicht nach Norden. Achteten auf wenig Lichtquellen und schauten schon vorher ob es möglicherweise wolkenfrei sein wird. Gerade an der Küste ändert sich das Wetter schlagartig, da kann es helfen einfach ein paar Kilometer weiter zu fahren und schon ist der Himmel wolkenlos.
Hört sich jetzt einfach an, aber im März liegt noch wirklich viel Schnee, von daher mussten wir an manchen Tagen länger suchen, bis wir mit unserem VW T3 gut stehen konnten und nicht gleich im Schnee feststeckten. Mit etwas Suchen, haben wir aber ganz tolle Plätze für uns gefunden.
Dann muss man nur noch kuschelig warm in seinem Van warten, bis was am Himmel passiert.
Und jetzt wird fotografiert
Wir sind keine Profi Fotografen und haben uns hier Anregungen geholt, wie man am besten Polarlichter fotografiert und welche manuellen Einstellungen an der Kamera vorgenommen werden müssen. Wir haben eine Systemkamera von Sony die im mittleren Preissegment liegt. Ambitionen, großartige Spiegelungen im Wasser einzufangen oder stundenlang auf irgendwelchen Eisschollen zu balancieren, hatten wir bisher nicht. Wir wollten in erster Linie spektakuläre Polarlichter sehen und erst an zweiter Stelle kam, sie auch auf Fotos zu bannen, um unseren Lieben und euch auch was zeigen zu können.
Tatsächlich sollte man seine Kameraeinstellungen vorab vornehmen, denn wenn dann die Polarlichter erscheinen, kann es sonst etwas stressig werden. In der Regel ist es auch sehr kalt. Im März hat es häufig noch eisige Minusgrade und gerade an der Küste weht ein eisiger Wind, da ist das außen stehen eh arg krass, dann noch an der Kamera herumfummeln und das ganze Spektakel verpassen, kann schlimme Ehestreitigkeiten auslösen.
Erschwerte Bedingungen
Jeder der sich mit dem Thema beschäftigt, wird wissen, dass Lichtquellen schaden und viele verdammen auch den Vollmond. Wir hatten keinen Vollmond und können nicht beurteilen ob er wirklich stört. Uns fiel es allerdings beim Fotografieren einfacher, wenn es etwas heller war. Durch Schnee und ein Licht in der Nähe gab es schönere Fotos, als bei völliger Dunkelheit. Wahrscheinlich kann ein Profi auch bei vollkommener Dunkelheit problemlos fotografieren, aber man hat vorher ja auch keine Möglichkeit zu üben und dann bewegen sich diese Lichter auch noch, was das ganze etwas erschwert.
Unser Stativ ist ein wirklich günstig und klapprig und das war ein großes Problem, denn der Wind kann gnadenlos sein. Investiert in ein standfestes Stativ, dass nicht gleich beim ersten Windhauch umfällt und die Kamera mit sich reißt.
Fernauslöser war eine große Hilfe. Unsere Kamera kann man über das Handy bedienen und das war perfekt, nur der Akku darf nicht leer werden.
Polarlicht App…hilfreich oder Blödsinn?
Eine Aurora Borealis App hat uns sehr geholfen. Auch der Betreiber des Campingplatzes in Norwegen nutzt sie. 100% genau, sind sie mit Sicherheit nicht, geben aber eine sehr gute Tendenz ab. Denn die ganze Nacht wach zu bleiben und in den Himmel zu starren, liegt nicht jedem und kann auch anstrengend werden. Wir nutzen die „Polarlicht Vorhersage“ für Android. Unsere App gibt eine Meldung, wenn die Wahrscheinlichkeit in dem Moment sehr hoch ist. Bei uns gab es auch bei einer geringen Wahrscheinlichkeit von 9% schon Polarlichter im Norden zu sehen. Auch zeigen diese Apps die KP Werte und Wolkenabdeckung an. Bei der von uns genutzten App wird der aktuelle Standort gesucht oder man gibt einfach einen Ort ein, an dem man wissen möchte, wie die Prognose ist.
Wer keine App möchte, kann sich auch auf der Website von Spaceweather informieren.
Wenn man häufiger Polarlichter gesehen hat, weiss man schon bei einem schwachen Schein…jetzt ist es soweit. Beim ersten Mal und da dann vielleicht auch noch südlicher, erkennt man sie wahrscheinlich nicht sofort. Denn eigentlich sieht es so aus, wie ein schwacher Wolkenschleier, denn das Grün ist erst richtig auf Fotos zu sehen. Wenn wir uns nicht sicher waren, haben wir ein Testfoto gemacht und wenn es schon grün schimmerte, ging es dann meistens schon kurze Zeit später los.
KP-Wert
Häufig liest man, dass die KP-Werte sehr hoch sein müssen, um Polarlichter zu sehen. Das ist auch durchaus korrekt, trifft aber nicht zwangsläufig für den Norden zu. Je weiter nördlich man kommt, desto geringer können die KP-Werte sein, um schon was zu sehen. Wir hatten auf den Lofoten und auch auf den Vesterålen einen KP Wert von 1,67 – 2,33 und ihr könnt auf den Fotos sehen, wie stark man Polarlichter trotzdem sah. Auf der Seite von Rando-Lofoten wird der KP-Index für den jeweiligen Breitengrad aufgelistet und auch noch einmal genauer erklärt. Also nicht abschrecken lassen, wenn ihr im Norden Skandinaviens seid und der KP-Wert auf eurer App nur 2 anzeigt.
Unsere Plätze für Polarlicht Sichtungen
Unsere Tour führte uns durch ganz Schweden, bis zu den Lofoten und Vesterålen nach Norwegen und von dort wieder über Mo i Rana zurück nach Schweden. 2x haben wir auf einem Campingplatz übernachtet, das allerdings hauptsächlich um zu duschen. Den Rest der Zeit standen wir frei. Mit unserem T3 war das ideal, denn im März stört man niemanden und es ist wenig los.
Wir waren nur mit Winterreifen unterwegs und ohne Allrad, das war meistens unproblematisch, aber manchmal mussten dann doch Schneeketten und Schaufel ausgepackt werden. Mit Spikes ist es natürlich wesentlich sicherer und komfortabler.
Campingplätze und frei stehen
Wer sich dazu entschließt, mit seinem eigenen Fahrzeug in den Norden aufzubrechen, hat sich mit Sicherheit vorab über die Wetterverhältnisse informiert. Vor Ort kann das alles aber ganz anders sein und ein gewisses Maß an Flexibilität ist zwingend notwendig. Es kann wahnsinnige Mengen an Neuschnee geben und du kannst gezwungen sein, zu warten bis ein Schneepflug kommt und dich frei schaufelt. Unsere Campnachbarn in Kiruna hatten in Finnland -32°.
Campingplätze haben nur teilweise geöffnet. Manchmal sind sie zwar offen (es gibt auch welche, bei denen man einfach einen Umschlag mit dem Betrag in den Briefkasten wirft), aber dafür ist das Wasser gefroren und Duschen und Toiletten somit nicht in Gebrauch. Auch die Entleerung von Chemietoiletten kann ein Problem darstellen, wie wir mehrmals von anderen Reisenden gehört haben. Bei uns fällt das weg, denn wir nutzen keine.
Frei stehen war für uns komplett problemlos. Nur die Anfahrten gestalteten sich teilweise schwierig. Sollte jemand in der Nähe sein, kann man einfach freundlich fragen und gut ist es.
Auch ohne Polarlichter hat man hier viel Abenteuer und Aufregung und wunderschöne Nächte mit unzähligen Sternschnuppen.
Viel Abenteuerlust gehört also schon dazu, aber wer einmal Polarlichter gesehen hat, wird dieses Erlebnis auch nie mehr vergessen!
Gerne könnt ihr Fragen, Anregungen, Lob etc.in den Kommentaren hinterlassen oder uns auch per E-Mail kunstwut(at)web.de schreiben.
Auf Instagram könnt ihr uns natürlich auch ganz einfach folgen und seht immer wo wir gerade sind. Wir freuen uns von euch zu hören
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Toller Artikel, da bekommt man so richtig Lust auf Polarlichter Jagd zu gehen! Steht auch auf meiner Liste.
Hallo Elke, vielen lieben Dank 🙂 Die Polarlichter waren wirklich unglaublich beeindruckend! Viele liebe Grüße Jasmin
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